The 2017 Express Trailers Zurrieq Half Marathon – herausfordernder Jahresabschluss auf Malta (21,1 km/HM)

Zurrieq? Kennst Du nicht? Ok, da befindest Du Dich in bester Gesellschaft. Zurrieq muss man nicht kennen. Zurrieq ist eine der ältesten Städte Maltas, liegt im südöstlichen Teil der Hauptinsel und hat rund 11 tausend Einwohner. Eine bekannte Sehenswürdigkeit Zurrieqs ist die Blaue Grotte, die durch extrem klares Wasser und interessante Höhlenformationen besticht. Ebenso ist die Windmühle von Xarolla ein beliebtes Touristenziel.

Mein primäres Ziel war aber an besagtem Wochenende nicht das Sightseeing, sondern ein Halbmarathon, der durch den Athletikclub Zurrieq Wolves mitveranstaltet wurde. Neben dem Halbmarathon im Rahmen des Vodafone Malta Marathons, ist der Lauf in Zurrieq der zweite Halbmarathon, den man auf Malta absolvieren kann. Der Mdina 2 Spinola Traditional Xmas Race-Lauf hingegen, den ich in 2015 absolviert hatte, verläuft „lediglich“ über eine Distanz von 17,4 Kilometern.

Dieser Lauf sollte es nun also zum Jahresausklang sein. Die Flugbuchung lief einfach und eine Unterkunft war, trotz verständlicherweise raren Angebots in Zurrieq – es ist eben kein Touristenort -, dennoch schnell gebucht. Trotzdem kam es im Vorfeld zu unvorhersehbaren Problemen. Mein Rückflug am Sonntagnachmittag wurde von Air Malta storniert und auf 6:10 Uhr vorverlegt. Also musste ich neu buchen. Glücklicherweise hatte mich das nur 20 Euro mehr gekostet, da es noch einen Flug über München nach Düsseldorf gab, der aber bereits 2 Stunden früher als ursprünglich geplant flog. Nun gut, beschränkte sich mein Sightseeing eben nur auf den Samstag und die paar freien Stunden am Sonntag. Durch viele Besuche auf Malta war ich gut vorgebildet, so dass der typische „ich muss das noch sehen“-Stress nicht eintrat.

Bereits um 6 Uhr klingelte dann am Sonntagfrüh der Wecker. Ja, hier auf Malta, heißt es früh aufstehen, wenn man laufen möchte. Bereits um 7:30 Uhr finden die Starts statt. Wie sich später zeigen sollte, aus triftigen Gründen.

Treffpunkt war die Straße direkt vor der katholischen Kirche Santa Katerina. Von hier erfolgte pünktlich der Start der Läuferinnen und Läufer. Zuerst ging es über einen Platz und aus der Stadt heraus. Das erste Stück war angenehm, ging es doch schön bergab. Eine Rechts-, eine Linkskurve und schon waren wir aus dem Stadtzentrum heraus. Die ersten eineinhalb Kilometer führten uns nun über eine kleine mauerbewehrte Nebenstraße Richtung Qrendi. Hier bogen wir nach rechts ab und folgten der Hauptstraße Richtung Mqabba und internationalem Flughafen.

Die nächsten fünf Kilometer teilten wir uns mit den Autos, was nun nicht so besonders reizvoll erschien, aber die landschaftlichen Eindrücke, die man links und rechts neben der Straße mitnehmen konnte, entschädigten durchaus. Die Strecke war aber zumindest mit Hütchen ein wenig für uns abmarkiert, so dass wir relativ gesichert laufen konnten. An den Kreuzungen sicherte die Polizei zusätzlich die Laufstrecke  für uns ab.

Strecke Zurrieq

Dann ging es parallel an der Landebahn des Flughafens entlang. Von allen Seiten nun heavy traffic und wir mitten drin.

Das Wetter spielte aus meiner Sicht auch nicht so richtig mit. Zugegeben, für den Touristen sicherlich ein Traum, aber für mich aus dem mittlerweile kalten Deutschland einfach nur grenzwertig. Es war diesig, warm und es wehte ein ordentlicher Wind, der scheinbar immer nur von vorne kam.

Höhenprofil

Ungefähr bei Kilometer 6 verließen wir dann die Hauptstraße und liefen über eine kleine asphaltierte Piste weiter. Links und rechts erhoben sich Mauern. In Malta sind die Felder von Mauern umgeben und die Häuser gleichen vielfach ebenfalls kleinen Festungen. Überhaupt ist Malta eine Festungsinsel.

Der Straßenzustand wurde nun äußerst heikel, da es von Buckeln und Schlaglöchern nur so wimmelte. Aber dennoch kam ich einigermaßen gut durch. Auch bekam ich zwischen den Häusern ein wenig Schatten ab. Die Sonne hatte den morgendlichen Dunst mittlerweile weitestgehend weggestrahlt und gab nun alles, um die Temperaturen aufzuheizen. Gut das wir so früh gestartet waren!

Ungefähr in Höhe des Endes der Start- und Landebahn des Flughafens trafen wir wieder auf eine Hauptstraße, auf der wir nach rechts Richtung Hal Far abbogen. Hal Far ist eine alte Airbase aus dem zweiten Weltkrieg. Heute befinden sich hier Gewerbe- und Industrieanlagen, Fabriken und ein Flüchtlingslager für Bootsflüchtlinge, vorwiegend aus Ostafrika. Hier bekamen wir einen kurzen Einblick in das Thema Flüchtlingskrise, welches auch vor einem kleinen Inselstaat wie Malta nicht Halt macht.

Hal Far wurde von uns aber nur kurz angeschnitten, dann ging es wieder zurück auf die Hauptstraße, hier auf einen Radweg und diesen für rund fünfeinhalb Kilometer folgend Richtung Flughafen-Terminal. Die Strecke führte nun endlos gerade aus. Links die Landebahn, rechts schöne Blumen und dahinter die Straße. Die Sonne hatte leider leichtes Spiel, so dass ich bereits bei Kilometer 10 den Verpflegungsstand für eine kurze Pause nutzte und ordentlich Wasser und isotonische Getränke nachlud. Das Terminal ließen wir links liegen und bogen Richtung Unterführung ab, die uns unter der Landebahn hindurch erneut auf die andere Seite des Airports bringen sollte. Wir verließen wieder die Hauptstraße und umrundeten den kleinen Ort Kirkop, bevor wir uns für den Rückweg auf die bisher gelaufene Strecke begaben.

Kilometer 14, Kilometer 15, ich begann jedes Mal zu rechnen. Nur noch 7, nur noch 6 Kilometer. Ich hatte den Eindruck, irgendwie hängen ständig Kilometerangaben, nur wird es nicht weniger, oder eben nicht schnell genug. Ein Blick auf die Uhr sagte mir jedoch, dass ich gut in der Zeit war, zumindest für maltesische Sonnen- und Straßenverhältnisse. Einziges Ziel war, erneut unter 2 Stunden zu bleiben. Ich erinnerte mich, dass das auch das Ziel beim SOPAL Sfax Marathon International des oliviers in Tunesien im letzten Jahr war. Dort hatte es geklappt. Dort war auch Hitze, reichlich Hitze. Ich rechnete und kam zu dem Schluss, ja es könnte noch klappen. Also die letzten Reserven herauskitzeln und durchbeißen.

Die letzten 6 Kilometer waren eine Qual. Aus dauerhaftem Laufen wurde Laufen mit Schrittpausen. Jeden Getränkestand habe ich mitgenommen. Hier gab es auch Schwämme. Also Kopf ins Wasser, alles nass machen und Vollgas geben. Das kalte Wasser wirkte und ich konnte tatsächlich noch mal ordentlich Meter machen.

Die ganze Strecke war nun nicht unbedingt von optimalem Untergrund beseelt, dann der warme Wind und die Sonne. Aber Kilometer 20 hatte noch etwas für uns übrig gelassen. Wir erinnern uns – ganz zu Beginn ging es ordentlich bergab. Wer absteigen kann, kann auch aufsteigen. Yep, jetzt hieß es Zähne zusammenbeißen und den Aufstieg in den Ortskern angehen. Zum Glück boten die Häuser wieder Schatten und in der Mitte der Straße waren Bäume gepflanzt, die ebenfalls Kühlung boten. Die Uhr tickte von 1:57:00 gnadenlos herunter. Bei 1:57:45 sah ich die Ziellinie und konnte noch mal durchziehen, so dass ich in 1:58:06 Stunden das Ziel erreichte.

Wieder mal knapp über die Linie gekommen, „aber ein gutes Pferd springt halt nur so hoch, wie es muss“, dachte ich mir. Im Ziel gab es zum Glück Zelte mit Wasser und isotonischen Getränken. Und es gab einen massiven Halsbeschwerer. Ich kannte ja schon die Vorliebe der Organisatoren für schönen Halsschmuck vom Mdina 2 Spinola Race in 2015. Der Zurrieq Halbmarathon hatte 20-jähriges Jubiläum. Irgendwie hatte ich die massive Bronze erwartet. Herrlich, so eine schöne Medaille, die so viel aussagt.

Mit meiner Zeit von 1:58:06 Stunden erreichte ich unter den 256 Finishern Gesamtplatz 194, Platz 167 bei den Männern (205 Finisher) und in der AK-Wertung Platz 28 (32 Finisher). Als ich mir im Nachgang das überwiegend maltesische Starterfeld, gespickt mit ein paar afrikanischen Laufkollegen, so ansah, kam ich zu dem Schluss, dass ich mit dem Ergebnis durchaus mehr als zufrieden sein konnte.

Nach einer kurzen Dusche hieß es Klamotten sortieren und packen, noch ein paar Spots abfahren und anschauen und dann wieder zum Flughafen zurück.

Die Läufe auf Malta sind absolut interessant, da das Land so viel Kultur bietet und man quasi das Laufen mit echtem Sightseeing verbinden kann. Deshalb habe ich nun auch den Vodafone Malta Half Marathon in 2018 genannt. Wer sich zu den einzelnen Läufen informieren möchte, der nutzt am besten die Website des Organisationsteams des Malta Marathons oder aber die Facebook-Präsenz.

Vielleicht sieht man sich ja 2018 auf Malta – allzeit gute Läufe!

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