Was war das für ein Jahr 2020. Das haben wir uns wohl alle ein wenig anders vorgestellt. In meinem letzten Jahresrückblick hatte ich noch geschrieben, was ich alles für 2020 geplant hatte. Dass dies alles nur 8 Wochen nach Veröffentlichung meines Blogbeitrags bereits wieder Makulatur sein sollte, war damals nicht zu erahnen.
2020 startete ich noch recht verhalten, da ich Ende Oktober des Vorjahres eine Meniskusoperation erfolgreich hinter mich gebracht hatte und im Januar nun erst einmal wieder langsam anfangen musste.
Für das Jahr hatte ich ein paar schöne Halbmarathons, unter anderem den Tiflis Halbmarathon in Georgien, den Grand Union Canal Halfmarathon in London und einen Kombinationslauf von 5, 16 und 21 Kilometern in Malta (Eurosport Malta International Challenge), geplant, die allesamt nicht stattfanden. Nichtsdestotrotz konnte ich in 2020 dennoch ganze 7 Wettkampfläufe absolvieren, wobei 6 davon virtuell stattfanden.
Ich bin kein Freund virtueller Läufe. Ich halte das alles für eine ganz große Gelddruckmaschine. Zugegeben, es gibt tolle Medaillen, T-Shirts und Urkunden. Alles prima und hochwertig designt, aber schlussendlich ist es eine große Blenderei, wenn ich einen Dubai Halbmarathon bei uns entlang der Stever, im Regen, bei 5 Grad laufe. Der Virtualität fehlt eben das Feeling vor Ort – Fakt, Ende Aus!
Ein lauf stieß da hingegen dennoch heraus – der Wings for Live World (App) Run, der ebenfalls erstmalig virtuell stattfand. Über die App war man dennoch irgendwie Teil des Gesamtgeschehens und man hat zumindest ein bisschen den Eindruck, es findet gerade ein echtes Rennen statt. Für 2021 habe ich mich bereits angemeldet. Dies auch deswegen, weil man etwas Gutes tut und 100% des Startgeldes in die Rückenmarksforschung fließen und man so hilft, Querschnittslähmung zu heilen.
Für die geschundene Corona-Seele gab es dann aber gegen Ende der Laufsaison, rechtzeitig vor einem neuen Ansteigen der Inzidenzwerte, doch noch einen echten, realen Lauf. Der 10. Generali Köhlbrandbrückenlauf sollte unter Corona-Schutzbedingungen stattfinden. Ich hatte mich bereits im Dezember 2019, direkt nach Anmeldefreischaltung, angemeldet und hatte somit Glück in diesem Jahr einen der wenigen 1.600 Starterplätze zugewiesen zu bekommen.
Wettkampfläufe stehen aber immer erst ab Ende der Kette, so dass zu diesen aber immer auch noch meine Trainingsläufe hinzukommen. Mit Beginn des Jahres konnte ich diese sukzessive ausbauen und das Laufen funktionierte wieder reibungslos. Das Knie meldete sich nicht, alles war prima verheilt.
Die regulären Trainingsläufe, die ich so in Lüdinghausen und anderswo absolviert habe, sind meine Grundlage für meine Wettkampfläufe. Im Vergleich zum Vorjahr konnte ich mich hier deutlich verbessern. Von 56 Laufeinheiten in 2019 konnte ich in 2020 nun 104 Laufeinheiten verzeichnen.
Insgesamt war ich somit 1.063 Kilometer auf der Laufpiste unterwegs. Damit konnte ich mein selbst gestecktes Laufziel von 1.000 Kilometern in 2020 entspannt erreichen. Gegen Ende des Jahres meldete sich dann meine Achillessehne wieder und verlangte eine Laufpause, die ich nach wie vor einhalte. Mit Akupunktur und den ein oder anderen Sälbchen sorge ich für Besserung.
Zielsetzung für 2020 bleibt die 1.000 Kilometer-Marke. Für mich ist es wichtiger, neben der Lauferei mehr Ausgleichssport zu betreiben. Bei Zwift, einem virtuellen Radprogramm, was ich unbedingt empfehlen kann, bin ich regelmäßig unterwegs. 100 km die Woche radele ich im Keller mittlerweile problemlos runter. Kürzlich habe ich mir ein neues Mountainbike gekauft, was ich demnächst auch zum Einsatz bringen werde. Eine alte Leidenschaft habe ich in den letzten Jahren schon vermehrt wieder reaktiviert – das Bergsteigen und Bergwandern. Ausgedehnte Hüttentouren machen den Kopf unheimlich frei – solltet Ihr auch mal probieren. Und sobald wir Corona in den Griff bekommen haben, ruft mich auch wieder das Schwimmbad, was ich mittlerweile auch sehr schätze.
All das führt dann hoffentlich zu einer merklichen Gewichtsreduktion, was wiederrum für meine Knie gut ist – aber ich esse doch so gerne – leider zu viel Süßkram!
Zurück zur Statistik. Meine Durchschnittsdistanz lag in 2020 bei 9,98 Kilometern. Damit ist sie im Vergleich zu 2019 (9,94 km) nahezu gleichgeblieben. Zwar sind einige Halbmarathons und Langstrecken weggefallen, aber die einzelnen gelaufenen Strecken waren vielfach im zweistelligen Bereich angesiedelt, so dass ich den Schnitt halten konnte.
Dies zeigt sich auch in der Betrachtung der Distanz-Zonen. Während ich meine Distanzen von 2015 bis 2018 ausbauen konnte, fällt das Jahr 2019 bedingt durch die Krankheiten deutlich zurück. In 2020 konnte ich die Range der Distanzen ein wenig spreizen, was sicher nicht verkehrt ist. Nicht nur Langstrecke und immer mehr und mehr laufen, sondern eine gesunde Mischung der Strecken etablieren. Dies ist mir in 2020 gelungen.
Meine durchschnittliche Pace hat sich in 2020 mit 5,24 min/km ein wenig verschlechtert bzw. ich war etwas langsamer unterwegs. Dies ist aber auch normal, da ich ja Anfang des Jahres erst einmal wieder in das Laufen reinfinden musste. In 2019 lag die Pace-Zeit noch bei 5,20 min/km, bedingt auch dadurch, dass ich in meinen Wettkämpfen und in den Trainings vielfach auf Zeit gelaufen bin. Den Bereich um 5:20 min/km finde ich nun schon recht flott und ich denke, dies reicht auch für meine Verhältnisse. Schnellere Leistungen erfordern erst einmal Gewichtsreduktion, dann kommt der Rest von alleine.
Bezogen auf die Pace-Zonen war ich in 2020 überwiegend in Zone 4 (5:30-5:01 min/km) und in Zone 3 (6:00-5:31 min/km) unterwegs, also recht moderat. Die langsamen Zonen 1 und 2, die sich vermehrt auf den Trails einstellen, kamen in 2020 kaum vor. Da der Anteil der Zone 4 im Vergleich zum Vorjahr deutlich ausgeweitet wurde, stieg demnach auch die durchschnittliche Pace-Zeit an.
Aufgrund meines recht moderaten Laufverhaltens in 2020 ergaben sich auch keine Auswirkungen auf meine durchschnittliche Dauer je Trainingseinheit. Im Schnitt war ich in 2019 und 2020 rund 50 Minuten je Trainingseinheit unterwegs. In 2018 lag der Wert noch bei rund einer Stunde.
Bei Betrachtung der Dauer je Trainingseinheit-Zonen zeigt sich der gleiche Effekt, wie bei den Distanz-Zonen. Die Range im Bereich der Distanz-Zonen konnte ich ausbauen. Es gab sowohl kürzere Einheiten als auch längere Einheiten in 2020 und im Vergleich zu 2019. Auch dies ist sinnvoll, da der Körper nicht immer nur höher, schneller, weiter kann, sondern auch mal Zeit für Regeneration braucht und somit kleinere Einheiten durchaus ratsam sind.
Meine gelaufenen Höhenmeter konnte ich in 2020 nicht ausbauen, da ich weder bei relevanten Trailläufen in der Region noch im Sommerurlaub entsprechende Läufe absolvieren konnte. Schlussendlich schließe ich 2020 mit 3.055 erklommenen Höhenmetern ab, wo es in 2019 noch rund 3.160 Höhenmeter waren. Gerade in der zweiten Jahreshälfte habe ich aber für mich die Baumberge mit ihren unerschöpflichen Routen an tollen Trails entdeckt. Auf meinem runningBLOG habe ich ja auch schon den eine oder andere Routenbeschreibung gepostet. Hier werde ich mich zukünftig sicher mehr aufhalten und den einen oder anderen Trail absolvieren.
Herausragende Monate waren hier der Februar mit 503 gelaufenen Höhenmetern, der November mit 508 Höhenmetern und der Dezember mit 553 Höhenmetern. Alle Höhenmeter habe ich in den Baumbergen gesammelt. Die Tourenvorschläge könnt Ihr im Bereich Discover meines Blogs nachlesen.
Soviel nun aber zum statistisch trockenen Zahlensalat.
Für 2021 ist die Planung bereits in vollem Gange, wenn auch momentan noch etwas gebremst, da ich erst einmal schauen möchte, wie schnell ich wieder in Form bin und wie ich auch die Belastung eines Halbmarathons wegstecken kann. Zudem spielt ja auch noch Corona eine wesentliche Rolle, gerade wenn es um reale Laufveranstaltungen geht. Momentan habe ich eine kleine Mappe mit Gutscheinen angelegt. Hier findet sich alles wieder, was gebucht war und nicht absolviert werden konnte. Zum Glück ist nichts verloren und alles kann nachgeholt werden.
Aber wie gehe ich nun vor? Mein Optimismus sagt mir, dass es schlauer ist, von hinten zu planen. Also habe ich angefangen, die Eurosport International Malta Challenge Ende November 2021 zu planen. Hotel und Flüge sind gebucht, Lauf ist angemeldet. Mal sehen, ob es dieses Jahr etwas wird. Wenn nicht, auch nicht schlimm, da ich mit Lufthansa gebucht habe und ich dort zur Not Gutschriften erhalte.
Den Tiflis Halbmarathon habe ich auch noch auf dem Schirm. Dieser findet Ende September statt. Dann nähern wir uns aber auch schon wieder der kritischen Zone.
Sommerurlaub? Mal sehen. Und davor? Eher nein. Also wird sich das diesjährige Laufen wieder einmal auf ein paar virtuelle Läufe erstrecken. Im Mai habe ich den Wings For Live World Run eingeplant und davor werde ich virtuelle Läufe aus der Region unterstützen. Das war es dann aber auch schon.
Größtes Ziel für 2021 ist jedoch erst einmal wieder in Form zu kommen und vor allem Gewicht abzubauen. Dass dies gelingt, liegt nicht zuletzt an einer gewissen Disziplin, die manchmal fehlt, und der Überwindung des inneren Schweinehundes. Motivation ist sicher genug da und somit gebe ich nun Gas für 2021.
Euch wünsche ich erst einmal allzeit gute Läufe, einen guten Start in 2021 und vor allem viel Gesundheit, denn ohne die geht gar nichts (Dieser Satz stammt aus 2019, aber nie war er so richtig wie heute)!