In diesem Jahr ist alles anders. Zum Glück ist aber in diesem Jahr nicht nur nichts. Es gibt Alternativen, man muss sie nur nutzen. Am 3. Mai nutzten so weltweit 77.103 Menschen aus 171 Nationen in 104 Ländern die Chance, erstmals via App alleine und somit doch vereint beim mittlerweile 7. Wings for Life World Run für alle zu laufen, die es selbst nicht können.
100 % der Start- und Spendengelder flossen direkt in die Rückenmarksforschung. Dabei kamen rund 2,8 Millionen Euro Spendengelder zusammen!
Wings for Life ist eine gemeinnützige, staatlich anerkannte Stiftung für Rückenmarksforschung. Das Ziel – eine Heilung für Querschnittslähmung zu finden. Dazu fördert die Stiftung mit Hilfe von Spendengeldern weltweit aussichtsreiche Forschungsprojekte und klinische Studien zur Heilung des verletzten Rückenmarks. Denn die Wissenschaft ist sich einig: Verletzte Nervenzellen sind zur Regeneration fähig.
Der erste, rein virtuelle Startschuss des Wings for Life World Run fiel für alle Teilnehmer weltweit zum exakt gleichen Zeitpunkt – in Deutschland um 13 Uhr Ortszeit. In jeglichen Zeit- und Klimazonen und überall dort, wo es die aktuellen Ausgangsbeschränkungen erlaubten, wurde der Wettkampf gegen die virtuelle Ziellinie, das Catcher Car, angetreten.
Eine Ziellinie gibt es somit nicht. Stattdessen setzt sich 30 Minuten nach dem Start das, in diesem Jahr virtuelle, Catcher Car in Bewegung und überholt die Läufer und Rollstuhlfahrer nach und nach. Hat es Dich erreicht, ist Dein Lauf beendet.
Da ich in diesem Jahr bisher nur einen Lauf, den The 555 Virtual Run, über 5 Kilometer absolviert hatte, kam dieser Lauf gerade recht.
Zuerst hatte ich vor, meine Point2Point-Strecke von Senden nach Lüdinghausen zu laufen. Dann, am Sonntagmorgen, disponierte ich um und überlegte mir, dass wenn mich das Catcher Car bei Kilometer 16 erwischt, ich dennoch die restlichen 5 Kilometer noch finishen könnte. Gesagt getan, eine neue Route musste her.
In Strava hatte ich diese recht schnell geplant. Exakt 21,1 Kilometer rief meine Planung auf. So sollte es dann sein.
Ich packte meine Klamotten, suchte die Strümpfe und Schuhe raus und fühlte wohlweislich der schönen Sonne meinen Trinkrucksack. Eigentlich alles nicht mein Ding mal eben so einen Halbmarathon zu laufen – zumal meine Kompressionssocken noch nicht eingelaufen waren. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Punkt 13 Uhr ging es los. Von unserem Haus ging es zuerst an die Stever und in Richtung Stadtfeldstraße. Ich brauchte durchaus meine Zeit mich mit den Kompressionstrümpfen anzufreunden. Irgendwie zogen meine Beine ziemlich. Aber für rumheulen war jetzt definitiv der falsche Zeitpunkt. Ich folgte der Stadtfeldstraße, bog dann nach knapp 2 Kilometern links ab und machte einen kleinen Bogen durch Bechtrup, um dann wieder auf die Stadtfeldstraße zurückzukommen. Dieser folgte ich nun immer weiter.
Bei knapp 7 Kilometern Wegstrecke wurde die Straße dann zu einem schottrigen Wirtschaftsweg. Das hatte ich nicht so auf dem Schirm gehabt, so dass ich zuerst fast noch zu früh abgebogen wäre. So musste ich meinen Lauf korrigieren und den Schotterweg wählen. Merklich langsam ging es dann für einen Kilometer durchs Feld, bevor ich wieder auf einen asphaltierten Weg stieß. Dieser führte mich weiter bis zur Nordkirchener Straße, einer Landstraße, der ich erneut für einen Kilometer folgen sollte, um dann auf die noch größere B58 abzubiegen.
Hier gab es zum Glück einen schönen neuen Radweg, der stellenweise durch Gebüsch von der Bundesstraße abgetrennt war. Aber nach nur 2 Kilometern ging es dann wieder zwischen die Felder und weg von der Bundesstraße. Ich bog somit links in die Bauerschaft Brochtrup ab.
Wieder nach einem Kilometer kam eine T-Kreuzung und meine Route führte mich nun nach rechts in die Bauerschaft Westrup. Hier kannte ich mich so einigermaßen aus, da die folgenden Kilometer auch Teil einer meiner Trainingsrunden waren. Ich folgte der Straße Westrup weiter und der Läuferverkehr nahm zu, die Stadt war nah. In der Ferne sah ich erst die Kirche von Seppenrade und dann die Kirche von Lüdinghausen davor.
Immer wieder meldete sich die App mit anfeuernden Ansagen. Ich weiß nicht wie schlau die App war, aber sie schaffte es zumindest immer dann loszuplärren, wenn ich gerade irgendwelche Leute überholte. Die dachten sich sicher auch „dem sein Hintern redet mit ihm“.
Bei Kilometer 17 erreichte ich wieder bewohntes Gebiet, den Paterkamp. Es ging weiter an die Stever. Nur noch 500 Meter war das Catcher Car hinter mir. Die anvisierten 16 Kilometer hatte ich schon dicke im Sack, jetzt ging es noch mehr raus zu holen. Ich gab weiter Gas, sofern dies noch ging. Dann kam die Ansage „Hallo, hier ist Dein Catcher Car, ich sehe Dich, noch 300 Meter“. Bei Kilometer 18,5 musste ich wieder die Straße queren, kein Verkehr, top, ich konnte weiter durchziehen.
Dann war es soweit, die Meter zählten runter und das Rennen stoppte für mich bei Kilometer 18,68. Das Catcher Car hatte mich erreicht. 2,68 Kilometer später als ich geplant hatte. Ich war mehr als zufrieden, lief aber weiter. Der Halbmarathon musste jetzt noch sein.
In entspanntem Tempo ging es nun durch die Wohngebiete zurück nach Hause. Dann sah ich auf die Uhr und stellte fest, dass ich Sub 2 Stunden noch schaffen könnte. Also den Motor noch einmal hochgefahren und nach 1:59:40 Stunden stoppte ich meine Uhr ziemlich genau vor unserer Tür bei Kilometer 21,1. Nun war definitiv Schluss.
Mit meiner Zeit erreichte ich unter den weltweit 66.275 Teilnehmern Platz 14.875 und in der Länderwertung Platz 4.274 von 17.425 Startern in Deutschland. Bei den Männern erreichte ich Platz 14.875 von 37.638 Startern. In der Altersklasse M45 starteten 4.191 Läufer. Hier erreichte ich Platz 1.604.
Den globalen Sieg holte sich Michael Taylor (GBR) mit 69,9 Kilometern. Rang zwei belegte Aron Anderson (SWE), der im Rollstuhl unglaubliche 68,1 Kilometern zurücklegte. Dritter wurde mit 67,1 km der Pole Dariusz Nożyński. Bester Deutscher wurde Ultrarunner Florian Neuschwander, der 63,2 Kilometer schaffte, bevor ihn das virtuelle Catcher Car einholte. Bei den Damen holte Nina Zarina (RUS) mit 54,2 Kilometern den globalen Sieg. Beste Deutsche war Dioni Gorla, die 50,1 km weit lief und damit ebenfalls auf dem globalen Rang 4 landete.
Und das die ganze Plackerei jeden Meter wert war, zeigt uns das Beispiel des Schweizers David Mzee. Der Schweizer ist seit einem Turnunfall 2010 querschnittsgelähmt. 2019 stand er beim Wings for Life World Run am Start und berührte Menschen weltweit mit seinen ersten Schritten. In diesem Jahr konnte er seine persönliche Bestleistung sogar auf 467 Meter ausbauen.
Nächstes Jahr gibt es wieder einen Wings for Live World Run, die 8. Ausgabe. Dann aber hoffentlich wieder weltweit und das physisch und nicht virtuell. Nichts desto trotz war es ein toller Sonntagmittag.
Allzeit gute Läufe!
Super Leistung
weiter so
hoffe du bist heuer auch wieder dabei?
Liebe Grüße
Daniel
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Hallo Daniel, ja, ich bin diesmal auch wieder dabei. Aber diesmal wird es sicherlich schwieriger, da ich noch nict so gut im Training bin. Hatte ein paar Probleme mit dem Knie. Aber mal sehen. Hauptsache dabei!
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