Am 3. Oktober 2020 fand etwas statt, was in diesem Jahr wohl ein Novum war. Ein echter Lauf. Ein Lauf mit Registrierung, Beutelabgabe, Startaufstellung und Zeitmessung, allerdings ohne Begleitprogramm.
Das zehnjährige Bestehen des Köhlbrandbrückenlaufs in Hamburg war dennoch speziell, denn es fand unter den Bedingungen der Corona-Pandemie statt, was eine deutliche Beschränkung der Teilnehmer auf 1.600 Starter und ein ausgeklügeltes Hygienekonzept zur Folge hatte. Dieses wurde jedoch vom Veranstalter, wie ich finde, hervorragend umgesetzt und hätte das Zeug zu einer Blaupause für andere Läufe.
Ich hatte mich bereits im Dezember 2019, direkt nach Anmeldefreischaltung, angemeldet und hatte somit Glück in diesem Jahr einen der wenigen Starterplätze zugewiesen zu bekommen. So fuhr ich also am Morgen des 3. Oktober nach Hamburg. Etwas zu früh angekommen, erfolgte mein erster Test, ob ich denn wohl schon auf das Veranstaltungsgelände am Windhukkai kommen könnte. Jeder Läufer war einem Starterfeld zugewiesen, für das es spezielle Einlasszeiten gab. Ich war 45 Minuten zu früh und die musste ich tatsächlich auch warten. Also ab an die Kaimauer des Hamburger Hafens und Sightseeing betrieben.
Pünktlich um 12:15 Uhr war ich dann wieder am Einlass. Hände desinfizieren, Maske auf und in Abstand zu den anderen Läufern ging es auf dem weitläufigen Gelände Richtung Beutelabgabe. Hier machte ich mich startfertig, was völlig problemlos lief.
Nächste Station war dann der ewig lange Startblock. 200 Leute fasste der Startblock mit je 2 Doppelreihen à 100 Startern. Mit 1,50 Meter Abstand zueinander musste inklusive Maske Aufstellung bezogen werden. Von dem einmal eingenommenen Platz durfte man sich auch nur auf Anweisung entfernen. Dies geschah mehrfach, da wir alle immer weiter nach vorne rücken mussten, da dort viele Startplätze noch nicht gefüllt waren. Wer will auch freiwillig aus der ersten Reihe starten und sich dann überholen lassen?
Pünktlich um 13 Uhr fiel dann der Startschuss. Im Abstand von drei Sekunden zueinander konnte jeweils eine 2er-Aufstellung starten, dies immer im Seitenwechsel. Die Zeitnahme erfolgte erst 150 Meter hinter dem Startbogen. Bis hier hin galt ebenfalls Maskenpflicht.
Nach dem Verstauen der Maske fanden wir uns auch schon nach einer Rechts-links-Kurve auf dem Veddeler Damm wieder, der uns zur Köhlbrandbrücke, die einseitig für uns gesperrt war, führen sollte. Auf dem Veddeler Damm gab es noch nichts Spektakuläres zu sehen. Links der große Rangierbahnhof, rechts ein paar mehr oder weniger gut erhaltene Hafenhäuser. Nach 700 Metern querten wir die Ellerholzbrücke, die uns im Anschluss nach links auf den Roßdamm führte. Ein durchaus recht flaches Wegstück, was nach den insgesamt gelaufenen 2,3 Kilometern dann unmittelbar in den Anstieg auf die Köhlbrandbrücke mündete.
Ein Verkehrsschild „Bitte Abstand halten“ konnte die Gesamtsituation dieses Laufs nicht treffender wiedergeben. Das Feld hatte sich bis hier hin schon schön auseinandergezogen, so dass faktisch null Ansteckungsrisiko durch irgendwas bestand.
Nun ging es stetig bergan – hinauf auf den Scheitelpunkt der Köhlbrandbrücke. Nach rund 4,4 Kilometern Wegstrecke, die bis hierhin relativ leicht zu bewältigen waren, erreichte ich on top of Köhlbrandbrücke. Es bot sich mir ein herrlicher Blick auf den Köhlbrand und die umliegenden Hafenanlagen. Und wie bestellt, durchfuhr auch ein kleiner Frachter den Köhlbrand, der ein Mündungsarm der Süderelbe in die Norderelbe ist. Er stellt zudem die Hauptzufahrt zu den Harburger Häfen und zum Containerterminal Altenwerder dar.
Ab dem Scheitelpunkt ging es nun recht schnell und somit auch verhältnismäßig „steil“ wieder hinunter. Auf nur 1,6 Kilometer Wegstrecke ging es nun von 60 Höhenmeter auf nur noch 8 Meter hinunter. Hier konnte man durchaus gut Zeit einsparen, nur bringt es am Ende nicht viel, da bergablaufen durchaus auch anstrengend ist. Ich lief also ein wenig schneller, aber nicht zu schnell hinunter nach Waltershof, wo sich unterhalb der Brückenauffahrt der Wendepunkt befand.
Hier hab es auch Wasser in verschlossenen Plastikflaschen, welches ich dankend mitnahm. Kaum Zeit zu trinken, begann auch schon wieder der Aufstieg auf die Brücke. Und hier merkte man nun, dass es doch ein wenig anstrengender werden würde. Das, was wir noch eben so schön auf kurzer Strecke bergab gelaufen waren, mussten wir nun im wahrsten Sinne des Wortes wieder hochkraxeln. Erschwerend kam hinzu, wir hatten nun ordentlichen Gegenwind, der das Ganze zu einem echten Kraftakt werden ließ. Positiv, es dauerte nur 1,6 Kilometer bis wir wieder auf dem Scheitelpunkt ankamen.
Oben angekommen musste ich doch noch mal ein paar Fotos machen und dann gab die Brücke den Blick frei auf den langen Abstieg bis hinunter nach Steinwerder. In der Kurve kurz vor der Ellerholzbrücke kam es noch einmal zu einem kleinen Anstieg, den ich nun schon deutlich wahrnahm, wurde aber mit einem schönen Blick auf die Elbphilharmonie und die Krananlagen des Hamburger Hafens belohnt – Foto machen.
Nun ging es unspektakulär zurück zum Zielpunkt. Das 14-Uhr Startfeld kam uns jetzt bereits entgegen, also muss meine Zeit ganz ordentlich sein, dachte ich. Ich hatte einen Läufer vor mir, der mir ein Überholen echt schwer machte, da er immer wieder anzog, wenn ich ansetzte. Als wir aber in die Zielgerade einbogen, nahm er die Kurve zu weit und ich nutzte die Lücke als Abkürzung, gab noch einmal Vollgas und überholte ihn kurz vor der Ziellinie. Geschafft.
Mit einer Zeit von 63:55 Minuten und einer durchschnittlichen Pace von 5:20 min/km überquerte ich die Ziellinie und erreichte damit Gesamtplatz 372 von 1.616 Läufern. In der Altersklasse AK45 reichte es für Platz 47 (161) und in der Genderwertung für Platz 309 (965). Dafür, dass ich durchaus auch mal angehalten hatte, um Fotos zu machen, recht ordentliche Ergebnisse, wie ich finde. Vermutlich hatten die anderen noch öfters angehalten und Fotos gemacht.
Im Ziel musste man direkt wieder die Maske aufsetzen, was natürlich äußerst unangenehm war, da man ja erstmal durchatmen wollte. Aber ich bekam recht schnell meinen Versorgungssack mit Wasser, Müsliriegel, Banane, weiteren Leckereien und natürlich einer Medaille und setzte mich von den übrigen Läufern ein wenig ab. So konnte ich ein wenig Luft schnappen und wieder runterkommen. Allen anderen ging es offensichtlich ebenso.
Der Köhlbrandbrückenlauf ist übrigens die einzige Gelegenheit im Jahr, die Köhlbrandbrücke zu Fuß zu erkunden. Wo sonst 7.500 Starter sich die Strecke teilen, bot sich in diesem Jahr enorm viel Freiraum und somit die Gelegenheit zu entspanntem Laufen mit tollen Eindrücken. Dass das Begleitprogramm dieses Jahr nicht angeboten wurde, hat dem Lauf nicht geschadet. Irgendwie war dennoch Atmosphäre da und vieles hat auch die besondere Zeit mitgebracht. Alle waren einfach nur froh endlich mal wieder einen Lauf bestreiten zu können.
Wenn Ihr diesen Lauf auch mal absolvieren wollt und die Zeiten wieder besser sind, dann könnt Ihr Euch auf der Website des Köhlbrandbrückenlaufs oder aber auf Facebook informieren.
Allzeit gute Läufe und kommt gesund durch die Zeit!