Mal ehrlich, wüsstet Ihr auf Anhieb, was The Barrathon ist? Wohl eher auch nicht. So ging es auch mir in 2013, als ich das erste Mal von diesem Lauf hörte. Und da sind wir auch schon beim Thema. Es ist eben nicht das fälschlich verstandene Synonym für eine Stimmlage oder gar ein Marathon – nein es handelt sich hierbei um einen Halbmarathon auf einer schottischen Insel, weit draußen im Atlantik.
Nun könnte man meinen, ok, wieder mal ein Halbmarathon. Dieser Lauf ist aber aufgrund vielerlei Faktoren etwas ganz besonderes. Jedes Jahr findet der Halbmarathon Ende Juni auf der Isle of Barra, Schottland, statt. In 2016 starten die rund 290 Teilnehmer am 25. Juni, um 10 Uhr in Castlebay.
Barra liegt rund 145 Kilometer vor der schottischen Westküste im Atlantik und ist neben Mingulay und Vatersay eine die südlichsten Inseln der Inselkette der Äußeren Hebriden. Die Fähre, die von Caldeonian MacBrayne betrieben wird, benötigt für die Minikreuzfahrt von Oban aus knapp 6 Stunden.
Barra verfügt mit der A888 über eine Ringstraße, die einmal um die Insel führt. Vielmehr Hauptstraßen gibt es auch nicht auf Barra und so ist die Route auch schnell beschrieben. Einmal bitte im Uhrzeigersinn um die Insel und die 21,1 Kilometer oder der Halbmarathon ist geschafft.
Klingt einfach? Ist es aber nicht. Aufgrund der exponierten Lage, kann das Wetter äußerst wechselhaft sein. Insofern muss man für alle Eventualitäten gerüstet sein. Mal ist es windstill und schön warm. Hinter der nächsten Bergflanke kann es aber schon ganz anders aussehen und heftig winden und regnen. Unterstellen? Fehlanzeige. Bäume gibt es fast gar nicht. Insofern heißt es wohl nur, Zähne zusammenbeißen und ordentlich durchziehen.
Soweit so gut. Wenn man also meint, man sei ausreichend vorbereitet, dann stellen sich die nächsten Fragen. Wo wohne ich und wie komme ich da überhaupt hin?
Das wohnen ist recht einfach zu lösen, da es nicht viele Optionen gibt. Entweder man bucht sich in eines der wenigen Hotels oder B&Bs in Castlebay ein oder aber man campt für die zwei Tage abseits des Hafens auf einer kleinen Wiesenfläche östlich des Ortes, genannt Leideag.
Wenn ich schon mal so einen rustikalen Lauf nenne, dann wohne ich auch rustikal, nämlich im Zelt. Hierfür habe ich mir ein Ein-Personen-Zelt von Robens gekauft, das Robens Starlight 1 Trekkingzelt. Dieses werde ich dann demnächst beschreiben und bewerten.
Viel interessanter ist aber die Frage, wie man aus dem dicht besiedelten NRW auf eine schottische Insel, weit im Atlantik gelegen, mit gerade einmal 1.078 Einwohnern, kommt. Ich liebe Herausforderungen und bekanntlich ist der Weg das Ziel. Somit habe ich auch dieses Problem mit den drei Helferlein „zu Lande“, „zu Wasser“ und „in der Luft“ erfolgreich lösen können.
Ich werde bereits donnerstags vorher mit KLM von Düsseldorf über Amsterdam nach Glasgow fliegen. Die Flüge sind, hin und zurück für unter 200,- €, verhältnismäßig günstig zu bekommen. In Amsterdam habe ich zwar 2 Stunden Aufenthalt, aber die bekommt man auf einem Flughafen sicherlich gut überstanden. Da ich in Glasgow erst spät abends ankomme, werde ich dort im Euro Hostel Glasgow, in der Clyde Street, übernachten.
Am folgenden Tag geht es dann von der Queen Street Station per Zug nach Oban an die Westküste Schottlands. Für die rund 110 Meilen benötigt der Zug knappe dreieinhalb Stunden. Langeweile wird aber sicher nicht aufkommen, da man durch die Highlands und lange Zeit entlang des Westhighland Ways, einem Trekkingweg in die Highlands nach Fort William, fährt. Landschaftlich ein Traum – wie im Kino.
In Oban folgt dann das dritte Helferlein, die Fähre. Zwei Stunden nach Ankunft legt diese in Oban ab. Schön ist, dass der Bahnhof in unmittelbarer Nähe zum Fährterminal und in der Innenstadt liegt. Die Wege sind kurz, ich kann mich mit Lebensmitteln eindecken und ein wenig durch die Stadt laufen.
Die Überfahrt dauert dann weitere knappe 6 Stunden. Auch hier gilt, wem hier langweilig wird, ist selber schuld. Durch den Sound of Mull geht es vorbei an zahlreichen Burgen und Schlössern, bis man schlussendlich das Festland hinter sich lässt und in die Weiten des Atlantiks eintaucht. Mit etwas Glück gibt es hier auch Wale und Delfine zu sehen.
Gegen Abend kommt man dann in Castlebay an. Vom Hafen aus sind es 15 Minuten bis zur „Campingstelle“. Zu beachten ist, es ist kein offizieller Campingplatz, aber das Campen wird hier geduldet. Die eigentlichen Campingplätze befinden sich alle auf der anderen Seite der Insel und somit für das Vorhaben ungünstig gelegen.
Man könnte auch eine Direktflugverbindung ab Glasgow nach Barra wählen. Dies böte das einzigartige Erlebnis, auf dem einzigen internationalen Flughafen der Welt zu landen, der seine Landebahn auf einem Strand hat und von Ebbe und Flut abhängig ist. Leider passen die Zeiten nicht und preislich schlägt die schöne Schifffahrt den Flug um Längen.
Die Anmeldung zum The Barrathon ist relativ einfach, aber erfordert Tippgeschick und Schnelligkeit. Die Teilnehmerzahl ist limitiert. In diesem Jahr können gerade einmal rund 300 Teilnehmer starten. Der Beginn der Anmeldefrist wird via Newsletter weit im Voraus bekannt gegeben und man wird auch immer wieder erinnert. Pünktlich um 19:30 Uhr, man beachte aber den Zeitversatz zwischen UK und Deutschland, heißt es dann schnell sein und anmelden. Es empfiehlt sich bereits im Vorfeld einen Account bei SiEntries angelegt zu haben, da man ansonsten nicht schnell genug sein wird. In meinem ersten Jahr der Anmeldung, war der Lauf nach 7 Minuten ausgebucht!
Ab heute sind es nun noch 23 Tage und die Vorbereitungen gehen in die heiße Phase. Akkupunktur für die letzten Wehwehchen und die Blackroll für die Faszien – nicht angenehm, aber hilfreich. Dazu drei Mal die Woche einen Lauf, mal kleine, mal längere – nur nichts überstürzen.
Bei Interesse könnt Ihr Euch Infos über den Lauf auf der Website oder auf der Facebookseite des Barrathons besorgen. Demnächst folgt dann der Laufbericht. Unterdessen allseits gute Läufe.