6. Kalimandscharolauf – Man muss nicht nach Afrika reisen, um den Kalimandscharo zu erlaufen (12 km)

Wer die Autobahn A2 Richtung Berlin fährt, der sieht unweigerlich kurz vor Magdeburg auf der linken Seite einen großen weißen Berg – den Kalimandscharo. Exakt, es handelt sich bei diesem Bericht nicht um einen Lauf auf den 5.985 Meter hohen Kilimandscharo in Afrika, was im Rahmen eines Wochenendtrips sicherlich völlig irre wäre, sondern um den lediglich rund 120 Meter hohen Kalimandscharo in Sachsen-Anhalt.

Der Kalimandscharo gehört zu einer der weltweit größten Kaligruben, die im nördlich von Magdeburg gelegenen Städtchen Zielitz beheimatet ist. Der Berg ist dabei nichts Profaneres als die aus gehärtetem und kristallisiertem Salz bestehende Abraumhalde des Salzbergwerks der K+S Kali GmbH. Aus 700 Metern Tiefe wird der Abraum dabei über ein 600 Kilometer langes Tunnelnetz an die Erdoberfläche befördert und durch lange Förderbänder und riesige Maschinen zum Kalimandscharo aufgeschüttet.

Mit mittlerweile 120 Metern Höhe ist der Berg im flachen Umland weithin sichtbar, bietet eine grandiose Fernsicht auf die umliegenden Ortschaften, auf Europas größtes Wasserstraßenkreuz und größten geschlossenen Lindenwald. Mit etwas Glück herrscht klares Wetter, so dass die Sicht sogar bis zum Brocken im Harz reicht. Jedes Jahr wird dieser Berg zudem größer und höher.

Aber ich möchte ja nicht über einen Salzberg schreiben. Nein, hier findet einer der wohl außergewöhnlichsten Läufe statt – der Kalimandscharolauf. Erst durch die Lektüre der RUNNING 6/2016 ist dieser Lauf in mein Bewusstsein gerückt. Und da ich immer auf der Suche nach dem Besonderen bin, lag es nah, in diesem Jahr diesen Lauf auf die Bucketlist zu setzen.

Bereits Freitagnachmittag bin ich angereist. Im Umkreis von Magdeburg, genauer in Wolmirstedt, hatte ich mir ein günstiges Zimmer gesucht, was ich im Regiohotel Wolmirstedt gefunden hatte. Dann stand die erste Besichtigung auf dem Programm. Erst mal kurz durch Wolmirstedt laufen, die Schlossdomäne besichtigen, und dann zum eigentlichen Ziel der Reise fahren und den Berg zumindest schon einmal von unten erkunden. Es ist schon ein grandioser Anblick, wenn man die kleinen Wirtschaftswege rund um den Berg, es sind ja eigentlich zwei Berge nebeneinander, fährt.

Bei 29 Grad hoffte ich auf ein wenig Abkühlung am Abend, die durch ein saftiges Unwetter auch grandios geboten wurde. Am nächsten Morgen war es erfrischend, fast schon ein wenig kalt.

Strecke_Kalimandscharolauf

Der Start des Laufs war am Freibad von Zielitz, welches wir kostenlos mitnutzen konnten. Pünktlich um 10 Uhr gab es den Startschuss und die rund xx Teilnehmer machten sich auf den Weg – „der Berg ruft“.

Höhenprofil

Zuerst ging es vom Freibad aus ein wenig die Straße herunter, um dann nach links Richtung K&S-Werk abzubiegen. Als ob das ganze Unterfangen nicht schon besonders genug war, lag nun rechts auch noch eine Straußenfarm. Die dort rumlaufenden Langhälse staunten zumindest nicht schlecht, als die bunten Zweibeiner ihnen in Sachen Schnelligkeit versuchten Konkurrenz zu machen.

Am Werkstor wurden wir mit einem herzlichen „Glück auf“ begrüßt und dann ging es über Betonplattenstraßen weiter über das Werksgelände. Schon irgendwie spannend, zwischen den riesigen Förderanlagen, überdimensional großen Lagerhallen und den wartenden Güterzugwaggons hindurch zu laufen. Auf dem Werksgelände gab es genau zwei Abbiegungen und dann war nach rund eineinhalb Kilometern Laufstrecke die Richtung klar. Ab jetzt ging es nur noch geradeaus.

Rund dreieinhalb Kilometer ging es nun schnurstracks gerade aus, hinaus aus dem Werksgelände, durch einen Wald, um dann am Fuße des Kalimandscharo anzukommen. Die ganze Zeit wurden wir von dem Förderband begleitet, welches dafür sorgt, dass der Gipfel im nächsten Jahr erneut ein paar Meter höher liegt als heute. Nun folgte der eigentliche Anstieg mit Steigungen von rund 16 %. 120 Höhenmeter waren nun zu erklimmen. Der Untergrund war nun kein Beton mehr, sondern feinste festgefahrene Salzkristalle. Irgendwie sah es aus wie Schneematsch, nur nicht nass und rutschig.

Man konnte wirklich sehr gut laufen. Ich war überrascht, wie reibungslos ich den Anstieg bewältigte. Auf rund 96 Meter Höhe und nach insgesamt viereinhalb Kilometern Wegstrecke kam eine 180 Grad-Wende, um uns nun auf das bisherige Gipfelplateau zu führen. Eine sagenhafte Landschaft, die dem stetigen Wandel unterliegt. Manchmal hatte man den Eindruck, man stehe am Rande einer Gletschermoräne. On top oft he hill bot sich uns ein herrlicher Blick in das Umland. Auch für ein paar schnelle Fotos musste jetzt Zeit sein. Dann ging es allerdings weiter.

Was wir auf dem Gipfelplateau an Zeit gelassen hatten, konnten wir ja nun im Abstieg wieder reinholen. Dieser verlief reibungslos und bot erneut noch einmal ganz andere Perspektiven, die ebenfalls zu Fotos einluden. Wieder unten angekommen, ging es nun den gleichen Weg wieder zurück Richtung K&S-Werk und dann weiter zurück zum Schwimmbad, wo sich die Ziellinie befand. Kurz vor dem Ziel eine letzte kleine Bergwertung, a die Straße bergan führte. Ich hatte tatsächlich noch Kraft und konnte noch zwei Plätze gut machen.

Nach ziemlich entspannten 61:55 Minuten überquerte ich die Ziellinie und war überhaupt nicht groggy. Sehr komisch, aber offensichtlich bin ich fit für Bergwertungen. Jetzt gab es noch eine Medaille und reichlich Wasser oder besser ein selbstgemischtes Elektrolyt-Gemisch, was uns schnell wieder die nötigen Mineralstoffe zuführen sollte. Man hätte ja auch einfach mal am Kalimandscharo lecken können.

Mit meiner Zeit erreichte ich unter den 203 Finishern immerhin noch Platz 90. Ziel war es sowieso nicht, eine besonders tolle Zeit zu erlaufen, zumal es sich um einen Erlebnislauf handelte. Über das Ergebnis war ich dann aber dennoch überrascht und gleichermaßen erfreut.

Der Kalimandscharolauf ist ein Lauf der sehr speziell ist und überraschender Weise noch nicht überlaufen ist. Dies liegt sicher auch daran, dass es im Internet recht wenig bis kaum Informationen zu diesem Lauf gibt – zumindest habe ich nur das Veranstaltungsposting auf Facebook gefunden. Auch auf der Website von Kali+Salz findet sich dazu leider nichts. Das Teilnehmerfeld war somit recht überschaubar, was aber auch dazu führt, dass man schnell mit allen ins Gespräch kommt – eben ein sehr familiärer Lauf, der es lohnt, gelaufen zu werden.

Zum Schluss – Eine Gemeinsamkeit weist der Kalimandscharo im Vergleich zum Kilimandscharo dann doch noch auf. Ist der Kilimandscharo der höchste Berg Afrikas, stellt der Kalimandscharo zumindest die höchste Erhebung zwischen Magdeburg und der Ostsee dar. Insofern haben die beiden Berge, zumindest was Ihre Einzigartigkeit in Sachen Höhe und Lage angeht, dieses „Superlativ“ gemeinsam.

Und nun eine gute Laufsaison und allzeit gute Läufe!

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