Nur durch Zufall bin ich vor ein paar Wochen auf den Hohenzollern-Berglauf im Internet gestoßen. Reizvoll für mich allemal, da die Burg Hohenzollern bei mir direkt um die Ecke liegt und eine Besichtigung eh auf dem Programm stand. Was liegt da näher, als alles miteinander zu verbinden und einfach zur Burg hinaufzulaufen?
Der Hohenzollern-Berglauf ist ein Klassiker in der Region und gleichzeitig als einer der reizvollsten Bergläufe überhaupt bekannt. Mit 8,1 km Länge und einer Höhendifferenz von 365 m ist er nicht nur eine Herausforderung für Straßenläufer an sich, sondern auch für passionierte Berglaufspezialisten.
Am Sonntag fiel nun nach zweijähriger Coronapause im Hechinger Weiherstadion der Startschuss zum 36. Internationalen Hohenzollern-Berglauf. 369 Teilnehmer aus 11 Nationen machten sich um 10 Uhr auf den Weg zum Stammsitz des preußischen Königs- und des deutschen Kaiserhauses sowie der Fürsten von Hohenzollern. Dass ich mit dem Königshaus auf der Burg noch ganz direkt Kontakt haben sollte, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Die Streckenrekorde bei den Frauen (33:32 Min.) und den Männern (28:56 Min.) waren weit von dem entfernt, was ich so geplant hatte. Minimalziel war wieder einmal ankommen. Aufgrund meiner Rückenthematik und meinem immer wieder mal brennenden Oberschenkel war dies schon ein lohnendes Ziel. Unter 1 Stunde zu bleiben wäre dann schon gut. Großartig wäre unter 50 Minuten zu bleiben. Aber vor alledem standen 8,1 Kilometer, die nur eine Richtung kannten – nämlich bergauf.
Den Start bekamen wir alle gar nicht mit. Recht unvermittelt setzte sich der Tross in Bewegung. Das erste Stück, rund 800 Meter verlief recht eben, so dass man erst einmal in den Lauf finden konnte. Dann folgte aber direkt mal das erste Steilstück, dass uns über rund 1,2 Kilometer auf 555 Höhenmeter führen sollte. Hier hatten wir 70 Höhenmeter erklommen.
Nun ging es bis Kilometer 4 recht ebenerdig weiter. Wir liefen zuerst über eine landschaftlich sehr schöne Hochebene, zwischen Golfclub und Hechingen gelegen, dann kreuzten wir die Weilheimer Landstraße, um am Rande des Fasanengartens weiter Richtung Burg zu laufen. Es folgte das Schild Kilometer 4 und ein recht abrupter Anstieg hinauf auf die „Burgstraße“, die uns in Serpentinen weiter hinaufführen sollte.
Die Burgstraße, die nun den eigentlichen Endanstieg darstellte, ließ sich jedoch sehr gut laufen. Von 565 Höhenmetern ging es nun bis auf 868 Höhenmeter hinauf. 303 Höhenmeter auf 4 Kilometer – let’s go.
Die Sonne schien herrlich, immer wieder gab es schöne Blicke über die Hochebene und hinauf zur Burg oder hinab nach Hechingen. Weiter hinten im Tal lag der Nebel noch über den Dörfern.
10 Kurven waren zu nehmen und dann ein kurioser finaler Anstieg im Burginneren selbst. Bei Kilometer 5,5 erreichten wir den Wald des Zollernbergs, durch den wir nun bis zur Burg laufen mussten. Die Straße war wie für uns gefegt, so dass man immer guten Grip hatte. In einer der Kurven stand eine Musikkapelle, die gerade den richtigen Takt drauf hatte. Passte gut zu meinem Schritt und ich konnte ein paar Meter musikgetrieben Gas geben.
Dann tauchte die mächtige Burg über uns in den Bäumen auf und ganz unvermittelt lag kurz vor dem großen Parkplatz eine Art Miniburg vor uns. Die Recherche ergab, es handelte sich um einen Wasserturm. Nun folgten die letzten Meter. Ich hätte es mir leicht machen und die Außenseiten der Straße nutzen können, dann hätte ich aber auch mehr Meter laufen müssen. So wählte ich den Berglauf total und nahm die kurze Innenseite der Kurven mit entsprechend steilen Abschnitten in Kauf.
Mein Rücken funktionierte heute prächtig und mein Oberschenkel muckste sich überhaupt nicht. Dann die letzte Kurve und wir hatten einen tollen Blick auf die mächtigen Mauern und Gebäude der Burg. Wer jetzt meinte, man sei gleich da, irrte sich aber gewaltig. 500 Meter standen noch auf dem Programm.
Wir erreichten die Burganlage durch das Adlertor. Dann folgte eine nicht enden wollende Spiralkurve, die uns immer weiter nach oben führte. Innerhalb der Basteimauern wurden wir immer weiter nach oben geführt. Auch hier nutze ich die Innenseite, konnte noch ein paar Läufer überholen und fand mich dann vor dem Torturm der Zentralburg wieder. Hier noch kurz entlang der evangelischen Christuskapelle nach oben gelaufen und dann erreichte ich den Zielbogen im Burghof.
Nach 51:38 Minuten, vermutlich die Bruttozeit – ich hatte selbst 51:26 Minuten gemessen, hatte ich die 365 Höhenmeter und 8,1 Kilometer erfolgreich geschafft. Ziel 1 geschafft, Ziel 2 geschafft und Ziel 3 ganz knapp verfehlt – machte aber nichts, da ich froh war, dass ich so gut durchgekommen bin. Die Tage vorher waren nicht so angenehm gewesen.
Mit dieser Zeit belegte ich unter den 369 Teilnehmern Gesamtplatz 272, in der AK-Wertung Platz 34 (37) und bei den Männern Platz 225 (280). Als Flachlandtiroler sicher ein ganz ordentliches Ergebnis.
Im Burggarten gab es schönen warmen Tee und eine herrliche Aussicht auf das Umland. Hier konnte ich auch meine Sachen in Empfang nehmen, die ich mit dem Kleiderbulli habe nach oben fahren lassen. Im Tal war es mit 4 Grad noch recht kühl, während des Laufes war dies sehr angenehm, aber jetzt brauchte ich dringend trockene Sachen und eine Jacke.
Und dann kam ich dem preußischen Königshaus doch noch recht nah. Im Vorfeld hatte ich gedanklich gesponnen, ob denn vielleicht jemand von der Familie auf der Burg anzutreffen sein wird, wenn der Zieleinlauf stattfindet. Gerade im Begriff, den Heimweg anzutreten, stand plötzlich S.K.H. Georg Friedrich Prinz von Preußen vor mir. Es ergab sich ein rund 20-minütiges Gespräch rund um das Thema Laufen und meinen Blog, an dem sich der Chef des Hauses Hohenzollern durchaus interessiert zeigte und auch die Webadresse abfragte. Ein wahrhaft krönender Abschluss dieses durchaus speziellen und historisch interessanten Laufs.
Dann musste ich aber los, den der letzte Bus ins Tal war für 11:30 Uhr vorgesehen und es war bereits 11:15 Uhr. Nun blieb mir nur wieder laufen übrig. Meine Tasche auf den Rücken gepackt lief ich also die rund eineinhalb Kilometer bis zum Parkplatz wieder runter und kam ziemlich durchgeschwitzt am Shuttle-Bus an, der auch direkt losfuhr.
Wer mal in der Region ist, sollte diesen Lauf auf jeden Fall fest einplanen. Landschaftlich herrlich, durchstreift man die Hochebenen am Fuße der Schwäbischen Alb und genießt zum Abschluss einen sagenhaften Blick in das Umland und die Erhebungen und Täler der Schwäbischen Alb. Wenn es nebelfrei ist, kann man bis nach Stuttgart und darüber hinaus blicken.
Informationen zu diesem Lauf findet Ihr auf der Website des Ski-Clubs Hechingen e.V.
Und nun weiter durchstarten und allzeit gute Läufe!