2022 Endurancelife CTS Dorset – Trailparadies auf dem South West Coast Path (21,1 km/HM)

Der Jurassic Coast Path, der Teil des 1.014 km langen South West Coast Paths in Südengland ist und auch durch Dorset führt, wurde 2001 zum Weltkulturerbe erklärt und ist einfach einzigartig. Dies ist der einzige Ort auf der Erde, auf dem man in wenigen Stunden Trailrunning durch einige Millionen Jahre Erdzeit reisen kann, dies gespickt mit dem Atlantik als herrlicher Kulisse. Also nichts wie hin zum Endurancelife Coastal Trail Series Dorset – kurz CTS Dorset.

Die Anreise nach Swanage, was an der Spitze der Isle of Purbeck liegt, war relativ einfach. Mit dem Flieger gab es eine sehr gute Verbindung über Amsterdam nach Southampton. Von hier ging es mit dem Zug weiter nach Wareham, um von dort mit dem Bus bis Swanage zu fahren. Zu guter Letzt musste ich dann noch ein paar Meter bergauf zu meinem Hotel, dem „The Pines Hotel“, wandern.

Der Freitag stand ganz im Zeichen der Erinnerung an schöne Urlaube in der Region und einem Besuch der Ortsmitte von Swanage, Auch den Strand besuchte ich, aber insbesondere das feine Pale Ale genoss ich im direkt an der Steilklippe gelegenen Garten des Hotels. Abends gab es dann Fish & Chips wiederum direkt am Strand.

Da ich keine UK-Adresse hatte, musste ich meine Startnummer und Unterlagen irgendwo abholen. Ich wusste nur nicht wo. Leider erreichte ich auch niemanden vom Veranstalter und da wurde ich natürlich unruhig. Schlussendlich stellte sich aber heraus, dass mein Emailserver einen Bug hatte und man mir schon geantwortet hatte – und alles war gut.

Am nächsten Morgen gab es ab 7:45 Uhr Frühstück. Hier beschränkte ich mich auf ein paar Scrambled eggs und Bacon und einen Kaffee. Das wars. Der Körper wollte ein volles britisches Frühstück, aber der Geist sagte „nein, du musst noch 13 Meilen laufen“. Also gab es eine Sparversion zum Frühstück.

Um 8:30 Uhr ging ich zum großen Parkplatz in Swanage, von dem aus der Bustransfer zum Startpunkt in Kimmeridge erfolgte. Hier bekam ich auch meine Startnummer. In Großbritannien ist manches kurios, aber dass es an diesem Tag die Busse sein würden, war mir nicht bewusst. Im Flugzeug-Sprech beschrieben – die Busse verfügten über eine 2-3-Bestuhlung, also 5 Sitze nebeneinander. Ich wunderte mich über die kleine Größe der Sitze wurde aber offensichtlich aufgrund meines fragenden Blickes schnell aufgeklärt – es handelte sich um Schulbusse.

Um Punkt 9 Uhr ging die Fahrt nach Kimmeridge los, wo wir rund 30 Minuten später ankamen. Auf einem kleinen Weg im Nirgendwo wurden wir rausgelassen, konnten unsere Taschen in einem bereitgestellten Transporter abgeben und zum Start steigen. Ja steigen, denn der Start lag bergan auf einem Schotterweg, der uns direkt zur Steilklippe führen sollte. Der Wind wehte flatterig von Westen und warm war es auch nicht gerade. Aber zum Glück gab es Hecken und Wälle, hinter denen man geschützt auf den Start warten konnte.

Strecke

Kurz vor 10 erfolgte dann eine Sicherheitseinweisung für den Weg. Einige Teilstücke kannte ich bereits und wusste, dass diese sind nicht ohne sind, da sie direkt am Abgrund entlangführten. Bei Wind schon gar nicht so lustig und eher eine Herausforderung – aber vorweg, alles lief glatt – fast, aber dazu kurz vor dem Schluss mehr.

Um 10 Uhr erfolgte der Startschuss und der Tross setzte sich in Bewegung. Die ersten 700 Meter zeigten uns direkt, dass dies keine Feierabendveranstaltung wird. Mit einer maximalen Steigung von rund 21 % schraubten wir uns von 134 Höhenmetern hinauf auf den ersten Höhenpunkt, dem Smedmoore Hill mit 204 Höhenmetern. Dort angekommen, ging es relativ eben weiter bis zum Swyre Head, von dem aus man einen herrlichen Blick über die Landschaft und die Südküste Englands erhaschen konnte.

Höhenprofil

Rund 2 Kilometer waren gelaufen und nun mussten wir scharf nach links abbiegen, um über ein grasiges Höhenplateau für die nächsten zwei Kilometer weiter zu laufen. Am Parkplatz des Swyre Head erreichten wir die kleine asphaltierte Straße, über die wir bis zum Ort Kingston weiterliefen. Am Straßenende lag der Pub The Scott Arms, der mir durch gutes Essen und Trinken wohl bekannt war. Leider gab es dort keinen Zwischenstopp, da wir im Ort an der Kirche nach rechts abbogen, um wieder an die Steilklippe zurückzukommen.

Nach 6 Kilometern Wegstrecke und den letzten 2,5 Kilometern Straße erreichten wir wieder die Wildnis, durchquerten ein Viehgatter und weiter ging es über die grasigen Weiden bis an den Rand des Atlantiks. Wir liefen hinein in eine Schlucht und der Weg wurde zusehends schlechter. Dann erreichten wir eine Farm, liefen weiter über den Hof und ein kurzes Stück weiter, bei Kilometer 7, gab es den ersten Checkpoint und eine Versorgungsstelle.

Ein paar gezuckerte Geleegummis eingesteckt und weiter ging es – nun aber richtig hinauf. Auf gerade einmal 300 Metern musste 60 Höhenmeter erklommen werden. Die erste Schrittpause war angesagt und diese nutzte ich, um die Zuckergelees zu essen. Dann erreichte ich den West Hill (124 m) und es bot sich uns ein fantastischer Ausblick auf die Jurassic Coast und den Chapman’s Pool.

Der Chapman’s Pool gehört zu den Naturwundern der Welt und ist bekannt für seinen Fossilienreichtum. Auch ich bin hier schon fündig geworden. 1867 wurde hier eine Rettungsbootstation gebaut, aber 1880 bereits wieder geschlossen, weil kein Dorf in der Nähe lag und es weder Einheimische noch Freiwillige gab, um einen Posten mit Rettungsboot zu bedienen. Das Gebäude steht heute noch und wird als Fischer-Hüte benutzt.

Ein bisschen geguckt und den Wind genossen, dann ging es aber auch schon weiter über den Emmetts Hill und hinüber zum St. Aldhelm’s Head. Bei Kilometer 8,5 mussten wir aber erst einmal vom Emmetts Hill absteigen, um auf der anderen Seite alles wieder hinaufzuklettern. Steil ging es über schlüpfrige Treppen rund 80 Höhenmeter nach unten zum Pier Bottom. Dann folgte ein fast ebenso langer und steiler Anstieg über rund 70 Höhenmeter wieder hinauf. Recht eben liefen wir dann weiter zum St. Aldhelm’s Head. Neben einer kleinen Kapelle und einer Station der Küstenwache fand sich hier auch das Purbeck Radar Memorial, dass an eine Radarstation aus dem Zweiten Weltkrieg erinnert.

Analyse

Immer entlang der Steilküste folgen wir nun dem schmalen Pfad bis Kilometer 11,5. Auf 43 Meter Höhe über dem Atlantik lag Winspit, ein alter aufgelassener Kalk-Steinbruch, der bis etwa 1940 für die Herstellung von Purbeck-Stein und Purbeck-Marmor für größere Gebäude in London diente. Während des Zweiten Weltkriegs war auch dieser Ort Radar-Standort für die See- und Luftverteidigung. Nach dem Krieg wurde der unterirdische Steinbruch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Bei Kilometer 13 erreichten wir Seacombe Cliff und nach weiteren 1,5 Kilometern Dancing Ledge. Auch hierbei handelt es sich um einen alten Steinbruch, der allerdings mit seinen Felsen im Flachwasser liegt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde eine schwimmbadgroße Aushöhlung in den Felsen gesprengt, damit Schulkinder dort gefahrlos baden konnten.

Grandiose Felsformationen und eine Wegführung, die uns all die Sehenswürdigkeiten bestaunen lassen. Und ehe man es sich versah, war man schon wieder ein paar Kilometer weiter. Seit Aldhelm’s Head gab es nur noch sporadische kleinere Steigungen, aber der Weg war dennoch aufgrund seiner Lage und Beschaffenheit durchaus anspruchsvoll und tückisch.

Ganz zu Beginn schrieb ich, dass alles glatt lief – oder fast alles. So war es dann auch. Bis kurz vor Kilometer 18 und dem Anvil Point mit seinem Leuchtturm, den wir schon sehen konnten, arbeitete ich mich über den Weg. Dann wurde es plötzlich schlammig und die vielen Ausweichmanöver verfingen sich schlussendlich im Matsch. Kurz falsch aufgetreten und weggerutscht, landete ich seitlinks im feuchten Lehm.

Hier verlor ich nun gut und gerne 5 Minuten, da ich erst einmal alles wieder in Ordnung bringen musste. Ich war aber nicht allein. Viele der Läufer hatten schon viel früher Bekanntschaft mit dem Untergrund gemacht. Ich hatte zusätzlich das Vergnügen, mit der Hand in den Ginster zu fallen. Angenehm geht anders.

Ich setzte meinen Weg bis zum Leuchtturm fort. Hier gab es wieder einen Checkpoint und Wasser. Ich säuberte mein iPhone – wichtig für die Fotos – und wusch mir die Hände. Dann ging es weiter. Nach rund einen Kilometer weiter erreichten wir Durlston Head mit dem Durlston Castle -heute eingebettet im Durlston Country Park. Hier hatten wir die Zivilisation wieder erreicht. Über einen befestigten Schotterweg umliefen wir Durlston Head, um dann entlang der Bay – ich erspare mir jetzt erneut Durlston – Richtung Peveril Point und Swanage zu laufen.

Es folgte ein kurzer und zackiger Anstieg in das Wohngebiet. Rund 40 Höhenmeter mussten erlaufen werden und nun merkte ich auch – die Kraft war weg. Ich hatte echte Schwierigkeiten die Steigungen zu packen – und dass auch im Wanderschritt. Oben angekommen ging es recht schnell wieder ins Grün. Einen Park auf Rasen durchquert, dabei steil bergab, einmal nicht hingeschaut und mit dem Fuß umgeknickt, aber dennoch noch lauffähig, ging es hinab nach Swanage. Hier erreichten wir die Strandpromenade, auf der es die letzten Meter am Strand entlang ging, wo man auch schon den roten Zielbogen erkannte.

Nach 2:44:03 Stunden erreichte ich nach 21,1 Kilometern und 534 erklommenen Höhenmetern das Ziel an der Shore Road in Swanage. Von 298 Startern erreiche ich mit dieser Zeit Gesamtplatz 228, in der Altersklasse M45 reicht es für Platz 22 (27) und bei den Männern erreiche ich Platz 160 (192).

Im Anschluss des Laufs erfolgte dann etwas typisch Britisches – das Queueing. Darin sind die Briten Meister. Schlange stehen und auf etwas warten – zumeist auf den Bus. Und das absolut diszipliniert. So warteten wir vor dem Veranstalterzelt im angrenzenden Park auf unser Finisher-Shirt und unsere Medaille. Danach wollte ich etwas trinken, leider waren die Wasserkanister aber schon restlos leer. Also leistete ich mir zwei Dosen Cola, die jetzt eh besser schmeckten als pures Wasser.

Im benachbarten Zelt warteten schon unsere Taschen und dort konnte ich mich auch umziehen. Der Wind wehte ordentlich und so war es mit den feuchten Klamotten nicht gerade angenehm. Dann ging es noch einmal an den Strand, um zu schauen, wer noch so alles einlief, um danach zurück ins Hotel zum Ausruhen zu gehen.

Der Endurancelife CTS Dorset ist ein hervorragend organisierter Lauf. In dieser Serie gibt es zahlreiche Läufe, die alle mit einer spektakulären Szenerie glänzen. Manche Läufe finden leider an Orten statt, die nicht mal eben am Wochenende zu erreichen sind, aber die, die man per Flugzeug, Bahn und Bus erreicht, werde ich sicher noch laufen.

Mehr Informationen zu dieser Traillaufserie findet Ihr auf der Website von Endurancelife oder auf deren Facebook-Präsenz.

Genießt nun die letzten Wintertage in diesem Jahr, vielleicht mit Hilfe des Drohnen-Videos von Jack Boothby. Es zeigt Euch die spektakuläre Küstenlandschaft im Bereich des Laufs. UNd vielleicht findet Ihr ja auch Gefallen an dieser Traillaufserie.

Euch allzeit gute Läufe!

 

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