Der Kopenhagen Halbmarathon war ein gelungenes Beispiel dafür, wie auch in Zeiten der Pandemie ein derartiges Event mit rund 21.000 Läuferinnen und Läufern stattfinden kann. Möglich war dies sicherlich auch nur deswegen, weil die dänische Gesellschaft zu fast 80 % durchgeimpft ist.
Insofern war mein Städtetrip in die dänische Hauptstadt ein Stückchen auch eine Zeitreise zurück in die Zukunft!
Die Anreise
Mit dem Flieger ging es Samstagfrüh über die Ostsee hinüber nach Kopenhagen. Dann weiter mit der vollautomatisierten Metro in die Innenstadt bis zur Haltestelle Nørreport, von wo aus ich durch die Frederiksborggade zu meiner Unterkunft, dem Globalhagen Hostel, laufen musste.
Da ich früh da war, konnte ich mein Zimmer noch nicht beziehen und deponierte so mein Gepäck, mietete mir ein Fahrrad und erkundete den Tag lang Kopenhagen. Meinen ersten Weg unternahm ich aber zur Sport-Expo des CPHHalf, wo ich meine Startnummer, T-Shirt und die übrigen Give-aways bekam. Neben diversen Sportartikelherstellern wurden auch zahlreiche Halbmarathons und Marathons beworben.
Eins stellte ich schnell fest, es war klar zu erkennen, wer aus Dänemark kam und wer aus dem europäischen Ausland. Ausländer trugen Masken, während der Däne die totale Freiheit genoss. Ein komisches Gefühl, aber darauf einlassen wollte ich mich erst einmal nicht. Ich trug meine Maske und fühlte mich so gut geschützt.
Der Lauf
Am nächsten Morgen hatte ich reichlich Zeit. Ganz unüblich zu anderen Läufen, startete der Halbmarathon erst um 11:15 Uhr. So konnte ich mich in aller Ruhe fertig machen, mein Gepäck wieder deponieren und mit meinem Kleiderbeutel zum rund einen Kilometer entfernten Fælledparken laufen, wo sich die Startaufstellung einmal durch den Park zog. Gut gemacht war, dass sich da, wo die Startgruppe war, sich auch die jeweilige Gepäckaufbewahrung wiederfand.
Ich hatte mich für eine Zeit von 1:50 bis 1:45 Stunden angemeldet, gehörte also dem gelben Starterfeld an. Da ich früh war, erkundete ich noch ein wenig das Umfeld. Es gab Recovery Lounges, reichlich zu trinken, auch schon vor dem Lauf und diverse weitere Annehmlichkeiten. Im Fælledparken konnte ich mich einlaufen und war kurz vor dem Start top vorbereitet.
Da stand ich nun zwischen rund 21.000 Startern, alle ohne Maske, dicht an dicht, es schien so normal zu sein. Dies wohl für alle anderen, nicht aber für mich. Aber ich machte mit und im Nachgang ist auch alles gut gegangen.
Der Start verlief wie bei allen anderen Läufen auch. Es wurde gruppenweise gestartet. Langsam wanderten wir also immer weiter nach vorne, bis wir dann an der Reihe waren. Perfektes Laufwetter, sonnige 14 Grad und leichter Wind, schickten uns mit viel Musik und tausenden Zuschauern auf die ultraflache Strecke durch Kopenhagen.
Ich bin ja nicht nah am Wasser gebaut, aber das war schon ein ergreifendes Gefühl. Nach fast zwei Jahren der erste richtige Halbmarathon mit allem Drum und Dran. Die ersten 700 Meter durch die Startaufstellung und dann durch die Øster Allé laufend genoss ich deshalb auch aus vollen Zügen.
Dann konzentrierte ich mich allerdings auf meinen Lauf. Ich hatte mir wieder drei Ziele gesetzt. Ziel 1 war ankommen, Ziel 2 eine Zeit unter 2 Stunden und Ziel 3 sollte klappen, wenn es wirklich top laufen würde. Da hatte ich eine Zeit von unter 1:50 Stunden angepeilt. Eingeordnet hatte ich mich bei den 1:50-Pacern, stellte aber schnell fest, dass ich relativ entspannt laufend deutlich zügiger laufen konnte. Dies tat ich dann auch mit einer Pace von deutlich unter 5 min/km.
Der Kopenhagen Halbmarathon ist gekennzeichnet durch wenig Kurven und lange gerade Streckenabschnitte. Der erste Streckenabschnitt war die Øster Farimagsgade, die rund zwei Kilometer zu belaufen war, dann bogen wir nach rechts ab, auf die Dronning Luises Bro (Königin Luise-Brücke), von der wir einen schönen Blick auf das Binnengewässer Søerne hatten, bevor es für die nächsten zweieinhalb Kilometer durch die Nørrebrogade und die Kopenhagener Nordstadt ging.
In Höhe der Metrostation Nørrebro bogen wir nach links in den Nordre Fasanvej ab. Weiter ging es durch die Vorstadt Frederiksberg in die Frederiksberg Allée, die mit dänischen Flaggen geschmückt war. Am Ende der Allée hatten wir Kilometer 10 erreicht. Weiter ging es durch die Engelhavevej und die Ingerslevgade, die uns nun in den Stadtteil Vesterbro führten. Hier dominierten eher neue Geschäftshäuser, wir mussten die Eisenbahnen queren und liefen entlang des inneren Hafens, den wir aber aufgrund der großen Häuser nicht sahen.
Bei Kilometer 14,5 erreichten wir dann Christiansborg Slot, den Sitz der drei dänischen Staatsgewalten. Es ist weltweit der einzige Repräsentationsbau, der die höchsten Vertreter von Exekutive, Legislative und Judikative und unter einem Dach vereint: Neben den Räumen des Parlaments, dem Folketing, befinden sich der Dienstsitz des Ministerpräsidenten sowie die Repräsentationsräume des dänischen Königshauses im Schloss.
Kilometer 14 ist bei mir immer eine magische Marke, kommt da doch meist ein Tiefpunkt. Diesmal jedoch blieb das vollständig aus – ganz im Gegenteil. Ab Kilometer 15 konnte ich meine Pace wieder anziehen und pendelte um 5 min/km.
Weiter ging es durch die Innenstadt und die Store Kongensgade in den Stadtteil Frederiksstaden, dann entlang des alten Kastells, in den Stadtteil Østerbro. Noch einmal zwei Kurven und wir waren wieder auf der Øster Allée, der Zielgeraden.
Im Ziel
Nach 1:46:18 Stunden erreichte ich ziemlich zufrieden die Ziellinie. Hatte ich doch nicht nur alle meine drei Ziele erreicht, sondern fast noch eine 1:45er-Zeit realisiert. Diese 19 Sekunden spare ich mir dann beim Leipzig Halbmarathon, Ende Oktober, ein.
Mit meiner Zeit erreichte ich unter den 15.208 Finishern Gesamtplatz 5.260 und fand mich damit unter den Top 35 % wieder. In der Genderwertung reichte es für Platz 4.399 (9.832) und in der Altersklasse für Platz 485 (1.215).
Der Kopenhagen Halbmarathon ist eine absolute Rennstrecke – und auch dieses Jahr gab es wieder einen Rekord. So wurde der Rennrekord von Sifan Hassan aus 2018 (65:15 min) gebrochen. Dieser Rennrekord liegt jetzt in den Händen von Tsehay Gemechu, die sieben Sekunden der Zeit abgeschnitten hat, als sie die Ziellinie in 65:08 überquerte. Die 22-jährige Äthiopierin – Vierte bei den Weltmeisterschaften 2019 über 5000 Meter – verbesserte damit ihre persönliche Bestzeit um fast eine Minute.
Im Ziel gab es dann neben der obligatorischen Medaille erst einmal reichlich Verpflegung. Zu den üblichen Getränken wie Wasser, isotonisches und alkoholfreies Bier auch RedBull wurden auch Müsliriegel, Obst und dänische Kaneel-Snegl, bei uns als Zimtschnecken bekannt, verteilt.
Ich genoss noch ein wenig die Atmosphäre, nutzte das „kulinarische“ Angebot und holte dann meine Sachen, um zum Hostel zurückzulaufen.
Just to know
Der Kopenhagen Halbmarathon ist top organisiert. Sowohl im Internet als auch mit Hilfe einer App kann man sich hervorragend auf den Lauf vorbereiten. Alle 4 Kilometer gab es Getränkestellen, bei denen reichlich Wasser und isotonische Getränke gereicht wurden. Auch waren die Wasserstellen auf beiden Seiten der Straße verteilt, so dass es wenig bis gar kein Gedränge an den Ständen gab. Toiletten, sofern man dazu überhaupt Lust hat während des Laufs, fanden sich auch regelmäßig an der Strecke.
Informationen zu diesem absolut laufenswerten Halbmarathon findet man auf der Website des CPHHalf oder aber eben in der entsprechenden App. Dort befinden sich auch eine recht umfangreiche Bildergallerie, Karten, Videos und wirklich alle Informationen, die man benötigt um gut informiert die Planung anzugehen.
Let’s start – Allzeit gute Läufe!