Die extrem isolierte Applecross-Halbinsel war bis ins frühe 20 Jahrhundert nur per Boot erreichbar. Später wurde der einzige Straßenzugang nach Applecross durch das rund 770 Meter hohe Gebirge gelegt. Heute kann der Ort auch über eine lange, die Halbinsel umrundende Küstenstraße angefahren werden. Wir wählten natürlich den Nervenkitzel und somit die bis auf rund 626 Meter ansteigende Bealach-na-Bà Passstraße. Ein wenig kamen wir uns vor wie Hannibal bei seinem Zug über die Alpen. Unser Elefant war in diesem Fall aber das Wohnmobil.
Nach einer wirklich abenteuerlichen Fahrt auf der einspurigen und in vielen Teilen nicht mal einem unserer münsterländischen Wirtschaftswege gleichenden Straße, erreichten wir die kleine, aus 238 Einwohnern, einem Pub und einem Postoffice bestehende Siedlung Applecross.
Von hier fuhren wir noch ein Stückchen weiter, fast bis an die Spitze der Halbinsel, nach Torscaig Pier. Hier stellten wir uns an dem kleinen Hafen am Loch Torscaig ab.
Am Nachmittag klarte es weiter auf und die Sonne kam raus, was mich dazu veranlasste, noch eine Laufrunde einzulegen. Da an einem derart entlegenen Ort die Wegeauswahl beschränkt ist, entschloss ich mich, bis nach Applecross und zurück zu laufen.
Nach den Trails der vergangenen Tage war es fast schon Entspannung pur, mal wieder ein paar Kilometer auf Asphalt zu laufen. Dennoch hatte diese Strecke herausfordernden Charakter, verlief sie eben nicht flat sondern stetig hoch und runter.
In Applecross angekommen, machte ich eine kurze Pause, genoss den Blick über den Inner Sound auf die vorgelagerte Insel Raasay. Im Hintergrund erhoben sich die mächtigen Berge der Isle of Skye.
Interessant war, dass der Ort Applecross eigentlich gar nicht existiert, der Name wohl aber über 1.300 Jahre alt sein soll. Applecross besteht aus einer Reihe von Häusern, die sich entlang der Küstenlinie an der Straße Shore Street befinden. Die Shore Street, die die einzige Hauptstraße ist, wird deshalb auch nur The Street genannt. Applecross heißt ein Gut in der näheren Umgebung. Auch ein kleiner Fluss, der hier in den Sound fließt, heißt Applecross. Somit bezeichnet Applecross ein Gebiet, dass auch die umliegenden Dörfer miteinschließt.
Nach dieser kleinen volkskundlichen Fortbildung machte ich mich dann wieder auf den Heimweg. Immer entlang der Küstenlinie und mit herrlichen Blicken auf den Inner Sound. Langsam senkte sich auch die Sonne ab und die Wiesen erschienen in einem ockerfarbenen Ton. Am Ende war ich dann überrascht, dass doch rund 14,5 Kilometer zusammengekommen waren.
Insgesamt gabe es keine wesentlichen Steigungen, aber über die gelaufenen Kilometer kamen dennoch rund 250 Höhenmeter zusammen, die sich auf insgesamt nur 4 Steigungspunkte verteilten.
Mir war es recht, hatte ich doch noch am Ende unserer Reise eine große Trailtour vor. Dazu aber nach meinem letzten „normalen“ Lauf von Firemore nach Cove mehr. Lasst Euch überraschen und allzeit gute Läufe.