La Sportiva hat seinem Klassiker schon in mehrerer Hinsicht einen Namen verliehen, der die Erwartungen bei direkter Übersetzung von Helios und SR in die Höhe schnellen lässt. Helios war gemäß der griechischen Mythologie der Sonnengott und auch SR spielt mit der Übersetzung in Sky Race nicht weniger weit unten, als im Himmel. Ich hatte die Gelegenheit den Helios SR auf Herz und Nieren zu testen und habe dies ausführlich über 12 Wochen getan.
Der erste Eindruck und die Verarbeitung waren sehr gut. Der Schuh besticht durch ein auffälliges Design, sowohl in Farbe als auch im Gesamtaufbau. So sticht hier die aggressive zweifarbige Außensohle deutlich hervor. Auch die große Schrift „La Sportiva“ ist zwar ein gelungenes Marketinginstrument, was man als Läufer erfolgreich zur Schau trägt, gleichzeitig aber auch eins stimmige Designvariante, die den Schuh von anderen abhebt. Der Schuh ist top verarbeitet und macht insgesamt einen ersten sehr soliden Eindruck.
Zum Thema Komfort und Stabilität kann ich mich herrlich auslassen, da hier der Helios durch ein paar Features besticht, die ich so bisher bei anderen Schuhen noch nicht gesehen habe. Beim ersten Anziehen fühlt sich der Fuß direkt zu Hause. Dadurch dass der Schuh als Italiener eher schmal und kleiner ausfällt, wird der Fuß bei richtiger Größenwahl dennoch sehr gut gehalten. Ich habe Schuhgröße 46 und habe den Helios in der Größe 47,5 getestet.
Das verwendete Obermaterial ist ein luftiges, schnell trocknendes Mesh-Material mit Synthetikverstärkungen, insbesondere im Vorderfußbereich.
Besonders angenehm ist die Verbindung von Mittelzunge und dem integrierten Stretcheinsatz, der den Fuß stabil in Lage hält (Slip-On). Auch die Schnürsenkel sind sehr gut konzipiert und ich muss feststellen, diese Schnürung hätte ich gerne generell bei meinen Schuhen. Die Schnürsenkel sind leicht und flexibel. Einmal gezogen, halten sie die Position, geben aber dennoch nur soweit nach, wie der Fuß es erforderlich macht. Das lästige öffnen, noch mal fester ziehen oder gar lösen, weil zu fest geschnürt, fällt bei diesem Schnürsenkel weg, da sich der Schuh in Gänze durch den Zug direkt dem Fuß anpasst und somit an keiner Stelle entweder zu fest oder labberig sitzt.
Im Hinblick auf die Dämpfung bin ich ein wenig zwiegespalten. Die Ferse ist für meinen Geschmack top gedämpft. Hier wird richtiger Weise auch von einer Fersenkappe gesprochen. So stelle ich mir das vor. Nicht zu schwammig aber auch nicht zu hart. Die Sprengung wird mit gerade einmal 2 mm angegeben, was extrem wenig ist, sich aber nicht so anfühlte. Für meine Füße genau richtig. Auch die Sohle ist an sich, und jetzt kommt das Aber, für Asphalt und schotterige Wege sehr gut gedämpft. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt brennende Fußsohlen bekommen. Dies auch nicht über Langdistanzen. La Sportiva verwendet hier eine „Morpho Dynamic“-Zwischensohle mit eingespritztem EVA-Sockel. Hierdurch wird Flexibilität ermöglicht, so dass sich der Schuh jedem noch so widrigem Untergrund anpassen kann.
Wird der Untergrund jedoch grober, also felsiger oder der Schotter gröber, so merkt man leider sehr deutlich, worauf man gerade steht oder läuft. Und genau das ist das Aber! Das eingespritzte EVA ersetzt beim Helios SR die klassische Steinschutzplatte aus Hartplastik, die man bei den Mitbewerbern durchaus vorfindet. Dieser Verzicht sorgt zwar für Flexibilität und sicher auch Gewichtseinsparung, allerdings unter Umständen auch für den einen oder anderen schmerzhaften Moment im Fußbett. Hier sollte man vielleicht noch mal in sich gehen und schauen, ob man den Schuh nicht dahingehend überarbeitet.
Der Grip des Schuhs ist hervorragend. In zwei, zum Teil unfreiwilligen Situationen, hat der Schuh gehalten wie eine eins, wo ich eigentlich schon dachte, jetzt liegst Du gleich am Boden. La Sportiva hat die Außensohle mit zwei unterschiedlich harten Gummimischungen konzipiert, die dafür sorgt, dass beim Abwärtsgehen gebremst und beim Aufwärtsgehen unterstützt wird.
Was mich am Schluss meines Tests dann noch gewundert hat war, dass die Sohle im Bereich des Vorderfußes deutliche Abnutzungserscheinungen aufwies. Um sicher zu gehen, habe auch noch mal meine Bilder mit dem finalen Testzustand gecheckt und es bestätigt sich leider.
Ein Fazit zum Schluss – Durch die Leichtigkeit insgesamt und die Flexibilität der Sohle ist der Helios SR ein sehr minimalistischer, performance-orientierter und damit sehr lauffreudiger Schuh, der auch gerne mal in schnellen Einheiten seine Herausforderung findet. Er ist leicht und dynamisch und bietet ein durchaus direktes Laufgefühl, dies bei einer grundsätzlich sehr guten Dämpfung.
Der Schuh sitzt durch die Slip-On-Konstruktion und den umhüllenden Schaft an jeder Stelle perfekt. Das Schnürsystem fixiert gleichmäßig und den unterschiedlichen Fußzonen entsprechend flexibel.
Der fehlende Steinschutz sowie der überraschend hohe Verschleiß der Sohle, stellen allerdings einen Schwachpunkt des Schuhs dar.
Auf meinen Strecken fand ich den Schuh dennoch sehr gelungen und ich konnte hervorragend mit ihm laufen. Um auf die in der Überschrift gestellte Frage zurückzukommen – ja, wenn es hier eine Überarbeitung des Schuhs in den zwei Kritikpunkten geben wird, dann hat der Schuh das Zeug zu einem echten Klassiker, da der Schuh zusätzlich über eine konkurrenzlose Leichtigkeit verfügt und damit perfekt ausgestattet wäre.
Mein nächster Einsatz wird definitiv beim Down Tow Up Flow Half Marathon in England sein. Hier wird mir der Schuh sehr gute Dienste leisten – definitiv!