Zum fünften Mal jährte sich am vergangenen Wochenende der Bieg Nyski, der vergleichbar ist mit dem Stadtfestlauf in Lüdinghausen. Jedes Jahr besuchen sich die Läuferinnen und Läufer der Partnerstädte gegenseitig, um sich im sportlichen Wettkampf zu messen. Aber steht der Wettkampf im Vordergrund? Nicht ausschließlich. Gerade die vielen Gespräche sind es, die diesen Ausflug so interessant machen.
Neben Teams aus den Partnerstädten Sumperk (Schönberg) aus Tschechien und Kolomya (Ukraine) sorgen die Lüdinghauser Läufer regelmäßig für den internationalen Anstrich des Neisser Stadtlaufs. Kolomya war dieses Jahr allerdings nicht vertreten, dafür aber vier kenyanische Läuferinnen und Läufer. Der Lauftreff Lüdinghausen war mit 10 Läufern vertreten. Bereits am Freitagnachmittag erfolgte die Anreise per Flugzeug von Dortmund aus. Unsere Gruppe wurde nach etwas mehr als einer Stunde Flug in Breslau am Flughafen in Empfang genommen. Mit dem Kleinbus ging es dann noch rund eine Stunde weiter ins süd-östlich von Breslau gelegene Neiße.
Samstag stand erst einmal eine Stadtbesichtigung und eine Radtour in das Umland von Neiße auf dem Programm. Sonntagmorgen nutzten wir die Zeit, um noch ein paar Besorgungen zu tätigen und die Gegend rund um das Hotel zu erkunden. Man meinte es gut mit uns, denn gegen Mittag gab es noch Schnitzel zu essen. Kann das Strategie gewesen sein, damit wir möglichst langsam sind? Vermutlich nicht – alles nur Spaß.
Gegen halb zwei wurden wir abgeholt und es ging in die Innenstadt zur Mittelschule No. 2, wo sich das Wettkampfbüro befand. Hier erhielten wir unsere Startunterlagen und eine Tüte mit diversen Utensilien, die ich mir aber erst am Abend anschauen konnte, da ich zuerst ein mittelschweres Problem lösen musste.
Ich hatte meine Salomon Sonic Pro dabei. Diese verfügen bekanntlich über das sogenannte Quicklace-Schnürsystem, einem geschlossenen Schnürsenkel. Das herkömmliche Einziehen des ringartigen Chips war somit nicht möglich. Nun hieß es erfinderisch sein. Ich schaffte es dennoch das Band so lang zu ziehen, ohne den Oberfuß einzuschnüren, dass ich den Ring mit einem notdürftigen Knoten befestigen konnte. Das Ganze war zwar nicht unbedingt sehr fest, musste aber für den Lauf reichen und tat es auch. Im Hotel hatte ich noch meine Helios SR, die ich nun aber nicht erst noch holen wollte.
Kurz vor dem Lauf wurden wir vom Neißer Bürgermeister begrüßt, es gab das eine oder andere Foto und wir machten uns mit der Umgebung vertraut, bevor es um kurz vor drei an die Startlinie ging. Die Temperaturen waren mit 26 Grad muckelig warm und die Sonne schien erbarmungslos auf die Läufer hinab. Pünktlich um 15 Uhr erfolgte der gemeinsame Startschuss für die rund 600 Läufer über 5 und 10 Kilometer durch die Neisser Innenstadt. Drei Füseliere feuerten in traditioneller Tracht mit Ihren Vorderladerbüchsen den Startschuss ab, der nicht zu überhören und ohrenbetäubend war.
Die Strecke war ein 5 Kilometer langer Rundkurs durch die Innenstadt und den angrenzenden Stadtpark. Für die Teilnehmer des 10 Kilometer-Laufs war die Strecke somit zwei Mal zu laufen. Bereits nach wenigen Metern merkte ich, dass dieser Lauf wieder aufgrund der Hitze eine besondere Herausforderung werden würde. Dankenswerter Weise hatte die Feuerwehr von Neiße aber im Abstand von eineinhalb Kilometern Beregnungsanlagen aufgestellt, die für eine willkommene und nötige Erfrischung sorgten.
Kurz nach dem Start bogen wir nun in einem Kreisverkehr nach links ab und näherten uns einem Park. Vor diesem Bogen wir erneut nach rechts ab und folgten der Straße in Richtung Innenstadt. Nach einem Kilometer Laufstrecke überquerten wir einen weiteren Kreisverkehr, der nach Papst Johannes Paul II benannt war und liefen nun geradewegs auf die Altstadthäuser zu. Hier hielten wir uns links vom Marktplatz und umliefen diesen. Rechts hatten wir dann einen schönen Blick auf die Basilika St. Jakobus und Agnes und dem daneben frei stehenden Glockentum, in dem heute der Domschatz aufbewahrt wird.
Weiter ging es der Straße folgend bis zu einem kleinen Park, in dem das Denkmal der Patrioten steht. Hier, in Höhe der Stadtverwaltung, bogen wir erneut links ab, um dann der Piastowska-Straße bis zum Münsterberger Turm zu folgen, welches wir nach rund zweieinhalb Kilometer Laufstrecke erreichten. Auf der rechten Seite lag noch die mächtige Festungsanlage Bastion Jadwigi, die wir am Vortag bereits besichtigt hatten. Festungsanlagen gibt es in Neiße reichlich, aber selten so gut saniert wie diese.
Vom Münsterberger Turm aus ging es weiter in Richtung Neiße Fluss. Ohne diesen zu sehen, bogen wir kurz vorher aber nach links ab, um in Richtung Stadtpark weiter zu laufen. Hier bekamen wir nun zumindest für 600 Meter den dringend benötigten Schatten ab und konnten ein wenig „regenerieren“. Wir folgten nun für den letzten Kilometer weiter der Straße, um dann den Kreis unserer Runde durch Neiße zu schließen.
Ich war überraschend gut zurecht und kam auch gut voran. Auch die zweite Runde verlief wirklich sehr gut. Vermutlich lag das auch an den zahlreichen Erfrischungsstationen und der Beregnung durch die Feuerwehr. Nach 51:01 Minuten konnte ich in einem letzten Endspurt die Ziellinie überqueren und erlangte damit Gesamtplatz 280 von 520 Finishern und Platz 66 in der Altersklassenwertung.
Auch im Ziel gab es eine Dusche, die ich direkt nutzte. Danach war ich relativ schnell wiederhergestellt und ich konnte mich meiner Tüte widmen. Sehr passend – es gab ein sehr schönes Frotteehandtuch, welches ich nun nach der Dusche direkt nutzen konnte. Auch die Medaille, in Form einer 5, machte was her. Die Siegerehrung sollte noch ein wenig dauern und so beschlossen wir, erst ins Hotel zu fahren, um zu duschen. Das ging relativ schnell und pünktlich zu Beginn der Siegerehrung waren wieder vor Ort.
Der Lauftreff konnte ordentlich abstauben. In zwei Altersklassen gab es Siege und ferner erhielt eine Läuferin den Pokal für die älteste Teilnehmerin. Da die Startnummer auch eine Losnummer war, ging das Tütensammeln noch weiter. Zweimal konnten Teilnehmer von uns noch eine Gewinntüte abgreifen. Darin enthalten unter anderem wirklich schöne Bildbände von Neiße. Am Abend gab es dann noch zusammen mit den Teilnehmern aus Sumperk ein gemeinsames Abendessen.
Am nächsten Tag stand dann der Abschied an. Wir wollten noch Breslau besichtigen., bevor am Nachmittag unser Flug nach Dortmund zurück ging. Unser Wochenendausflug war ein wirklich gelungenes Unterfangen. Den Lauf kann ich wärmstens empfehlen. Auch die Stimmung ist hervorragend, da die Teilnehmer weitestgehend bis zum Schluss nach der Siegerehrung bleiben und so dem ganzen einen würdigen Rahmen bereiten.
Informationen zum Neißer Stadtlauf findet Ihr auf der Website, die aber ausschließlich in polnischer Sprache gestaltet ist, oder bei Facebook. Google Translater funktioniert aber tadellos und so kann man alles nachvollziehen.
Viel Spaß im Sommer und allzeit gute Läufe!