Megamarsch Spezial Mallorca 2023 – Die Challange Deines Lebens (Teil II)

Und so ging es nach 25 Kilometern, ersten großartigen Eindrücken und deutlichen Druckstellen an den Füßen weiter.

Ich stellte mir die Frage, ob ich die 50 Kilometer – oder besser meine Füße – wohl packen würde. Es war gerade einmal die Hälfte geschafft und bis zum nächsten Verpflegungspunkt in Alcudia waren es immerhin noch weitere 5 Kilometer. Es lief nun alles andere als rund weiter. Nach meiner Pause begab ich mich wieder auf die Tour. Wir erreichten Es Barcares – herrliche Bilder, aber richtig genießen konnte ich die schöne Promenade direkt am Meer nicht.

Dann erreichte ich gegen 13:30 Uhr Alcudia und wir durchwanderten die Altstadt, durchschritten das alte Stadttor und erreichten nach knapp sieben Stunden Wanderung, den Verpflegungspunkt 2, der jetzt als VPS 3 diente. Hier kannte ich mich aus, sicherte mir einen Sitzsack und begutachtete meine Füße. Noch mehr Pflaster musste her. Ziel, es so dick abkleben, dass es einigermaßen weiter gehen kann.

Erneut machte ich knapp 20 Minuten Pause, bevor ich mich entschloss, weiterzuwandern. Von anderen hörte ich, dass sie zurück zum Hotel gehen wollten. Ich stand auf, musste mich erst einmal sortieren und lief ein wenig herum, besorgte mir eine Cola, ein Stück Kuchen und merkte, dass ich an meinen Füßen nicht allzu viel Schmerzen hatte. Die Entscheidung war gefallen – es ging weiter.

Wir verließen Alcudia in westliche Richtung und durchwanderten die um die Stadt herum gelegenen Felder. Links und rechts wurde der Wirtschaftsweg von Steinmauern begrenzt. Immer wieder ragten die ersten Blumen aus den Mauern hervor und machten durch ihre Blüten auf sich aufmerksam. Ein Esel begrüßte uns freundlich und holte sich so ziemlich von jedem eine Streicheleinheit ab.

Nach guten 34 Kilometern erreichten wir die Landstraße, die nach Palma führte, liefen an dieser 400 Meter entlang und bogen dann nach rechts in den Wald Richtung Puig de Sant Marti ab. Den Berg ließen wir sprichwörtlich links liegen und knackten die 35 Kilometer-Marke. Wir wanderten einen herrlichen kleinen Pfad durch den Wald entlang und erreichten nach gut 3 Kilometern eine Straße, die wir queren mussten. Danach ging es auf einer etwas breiteren Schotterpiste weiter.

Wir erreichten wieder die Zivilisation und hier folgte an der Cami de Can Blau der wohl wirklich gefährlichste Abschnitt des ganzen Weges. Auf der Gegenfahrbahn der Straße wanderten wir am Rande entlang. Die Straße war wenig gut einsehbar und das Problem hatten wohl auch die Autos, die in ihrer Rechtskurve ordentlich am Schnippeln waren und nicht mit uns rechneten. So nahe bin ich selten einem fahrenden Auto gekommen. Hier mein Tipp an den Veranstalter entweder die Route abzusichern oder aber zu verlegen.

Wir konnten aber relativ schnell wieder links abbiegen und fanden uns in einer Landschaft wieder, die schwer an die flachen Niederungen der Carmarque erinnerte. Rechts lag der L’Estany Gran, ein See, den wir nun umrunden mussten. Vorher hieß es aber erst einmal wieder die letzte Versorgungspunktmarke einzusammeln. Am versorgungspunkt 4 habe ich mich nicht lange aufgehalten. Ich wollte die Wanderung bald beenden, weil meine Füße wirklich durch waren. Kurz etwas getrunken, ein Milchbrötchen reingestopft, mit Cola nachgespült und weiter ging es.

Nun folgte ein aus meiner Sicht nicht so schöner Abschnitt. Weiter ging es durch den Freizeit- und Tourismusteil von Port d’Alcudia. Es war alles geschlossen, sah noch sehr verdreckt aus, es wurde viel saniert und entsprechend unordentlich sah das ganze Umfeld aus. Rund 4 Kilometer mussten wir diesen Anblick „ertragen“. Dann erreichten wir wieder den L’Estany Gran. Kilometer 45 war erreicht und die Luft war raus.

Selten habe ich es erlebt, dass sich 5 Kilometer laufen derart ziehen können. Der ständige Blick auf die Uhr zeigte mir nichts Aufbauendes. Gefühlt kam ich nicht vorwärts. Die Füße taten weh und ich malte mir schon aus, wie meine Fußballen wohl aussehen würden. Auch der blaue Himmel, die angenehmen Temperaturen konnten mich nicht mehr beflügeln.

Ein Mann stützte seine Frau – sie hatte komplett abgebaut. Ich bat meine Reiseapotheke, bestehend aus Traubenzucker, Salz und diversen anderen Mittelchen an, aber sie wollte nichts haben. Wäre ich an diesem Punkt angekommen, hätte ich abgebrochen. Man muss auf den Körper hören.

Strecke

Dann kam für mich der psychologische Höhepunkt schlechthin. Ich dachte, hier warst Du doch schon mal. Irgendwie kommt dir diese Straße bekannt vor. Und richtig – links lag mein Hotel. Wie einfach wäre es, jetzt da rein, ab unter die Dusche und ins Bett? Aber nein, die letzten 2,5 Kilometer mussten jetzt noch gemacht werden.

Höhenprofil

Wir kamen an den Strand der Bucht von Alcudia und durchwanderten noch einmal einen herrlichen Pinienwald. Links die feinen Strandvillen, dann der Pinienwald und rechts das hellblaue Wasser und der schneeweiße Strand. Ein Traum. Dann wurde uns der letzte Kilometer vermeldet. Laut meiner Uhr hatte ich bereits die 50 Kilometer voll. Ob die mir wohl meine Medaille und die Urkunde an den Strand liefern? Wohl eher nicht.

Noch einmal abbiegen, ein kurzes Stück durchs Wohngebiet und da war der Zielbogen. Um 18:35 Uhr durchwanderte ich den Zielbogen, den ich vor 11 Stunden und 19 Minuten in die andere Richtung durchschritten hatte. Projekt vollbracht – Grenzen getestet und erfolgreich bestanden. 9:56:35 Stunden reine Gehzeit und rund eineinhalb Stunden Pause – das Ergebnis meiner Uhr.

50 Kilometer Wanderung funktioniert also, wenn auch mit gewissen Blessuren. Eins ist aber auch klar, die 100 Kilometer werde ich definitiv nicht machen. Wie man das schaffen soll, weiß ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.

1.021 Megamarscher waren rund um Alcudia unterwegs. 891 haben es bis ins Ziel geschafft. Nicht wenige haben eine beachtliche Leistung vollbracht, auch wenn sie nicht bis ins Ziel vorgedrungen sind. Erstaunlich war, relativ schnell konnte man auch gut alleine wandern, da sich das Feld sehr schön zerteilt hatte.

Körperlich war ich nach dem Tripp fit. Meine Beine waren ok, der Rücken schmerzte nicht, ich fühlte mich nicht kaputt. Nur meine Füße brauchen eine Pause und vor allem meine ganze pflegerische Aufmerksamkeit. Das aber war nichts Neues und ich war gut vorbereitet.

Am Abend trafen wir uns, ein paar Megamarscher, die ich unterwegs kennengelernt hatte und mit denen ich die letzten 15 Kilometer gemeinsam gewandert war, zum Steakessen im Dakota Steak House. Als Gehbehinderte waren wir nicht allein. Das war auch nicht verwunderlich, da fast alles noch geschlossen hatte und man irgendwo ja essen musste. Auf jeden Fall war klar erkennbar, was die einzelnen Gäste tagsüber so gemacht hatten – Leidensgenossen unter sich.

Sonntag stand dann noch Sonne genießen auf dem Programm. Ich hatte zum Glück einen Mietwagen, so dass ich meine Strandstellen, zu denen ich noch einmal zurückkehren wollte, direkt anfahren konnte. Das Gehen war immer noch schmerzhaft und so humpelte ich bis zur nächsten Bank, setzte mich und genoss die Sonne. Am Pinienwald nutzte ich die Palme direkt am Strand, um mich unter diese zu legen.

Dann hieß es Abschied nehmen und zurück nach Palma zum Flughafen fahren. Nachmittags sollte Regen kommen. Wir starteten im Sonnenschein. Was dann folgte war allerdings heftig. Mallorca wurde von einem Schneesturm heimgesucht. Innerhalb von Stunden herrschte Chaos. Wir hatten richtig Glück gehabt.

Mittlerweile laufe ich wieder meine Runden und bereite mich auf den nächsten  Halbmarathon vor. Budapest wartet im April auf mich. Ich freue mich schon. Wie sieht Eure Saison aus? Habt Ihr Pläne?

Allzeit gute Läufe!

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