Den Rekord für die die Überquerung der Insel Korsika auf dem extrem harten GR20 einstellen. Nichts Geringeres war das Ziel eines Winzers aus dem Beaujolais/Frankreich, der diesen Rekord schließlich in 31 Stunden und 6 Minuten knacken konnte. Nun handelte es sich eben nicht nur um einen Winzer, sondern um Francois D’haene, Gewinner zahlreicher Ultramarathons und Mitglied des internationalen Salomon Trailrunning-Teams.
Seine Vorstellungen eines leistungsfähigen Trailrunning-Shuhs flossen maßgeblich in die Entwicklung des Salomon S/LAB Ultra mit ein. So einen Schuh mal zu laufen, stand noch auf meiner Agenda und so war ich dankbar, diesen Schuh zum Test zu erhalten.
Der erste Eindruck
Auf den ersten Blick wirkt der S/LAB Ultra breiter als der Speedcross, dennoch weist der Schuh eine grandiose Stabilität auf. Die Farbgebung changiert von knallrot hin zu einem violett, das fast ins Schwarze abgleitet. Vielleicht eine Reminiszenz an seinen Vorgänger, der in den Farben rot und schwarz daherkam, dies allerdings ohne das nun vorhandene fließende und sicher auch gefälligere Verwischen der Farben.
Ziel, so erläutert sich Salomon auf seiner Website, war hingegen eine klare Farbgebung, die die verschiedenen emotionalen Etappen darstellt, die Langstreckenläufer wie D’haene während eines Rennens durchlaufen: Von Euphorie bis hin zu schwierigen Momenten des Selbstzweifels.
Harter Trail – beste Dämpfung
Ich habe mich mittlerweile auf die Schuhgröße 47,5 festgelegt, obwohl ich normalerweise bei 46 auslaufe. Bei Laufschuhen muss ich regelmäßig eineinhalb Nummern größer wählen. Dies ist nicht nur bei Salomon-Schuhen so, sondern generell bei allen Marken, die ich bisher getestet habe. Salomon vergibt aber nicht nur unterschiedliche Schuhgrößen, sondern hat beim S/LAB Ultra den Schuh zudem den spezifischen Anforderungen des Läufers angepasst. So wurde ab Schuhgröße 10 (UK), was einer 44,5 bei uns oder der amerikanischen Schuhgröße 11 entspricht, die Sohlendicke erhöht, um Läufern mit größeren Füßen und etwas höherem Körpergewicht mehr Dämpfung zu geben. Da ich größer und auch über das Mehr an Körpergewicht verfüge, ist diese Anpassung des Schuhs für mich ein echtes Plus.
Die neue, sogenannte Energysave®-Schaumeinlage im Vorderfußbereich sorgt dabei für langlebige Dämpfung und Schutz gegen Steine und Unebenheiten. Wurde bisher das bekannte EVA-Material verbaut, ist es nun ein Inlay aus PU. Im Weiteren wurde ein Schaum unter dem Fuß eingezogen, der ein gleichmäßig sanftes Laufgefühl garantieren soll. Dieser Schaum nennt sich ENERGYCELL+. Damit man auch sieht, was einen den Schuh so angenehm tragen lässt, wurde dieses Material in weiß abgesetzt.
Bester Grip mit Contagrip
Zur Sohle muss man fast gar nichts mehr schreiben. Wie immer verbaut Salomon seine allzeit bewährte Contagrip®-Außensohle in für den Schuh modifizierter Version, die in der Grundsubstanz seit Jahren Maßstäbe setzt und sich in jeder Hinsicht bewiesen hat.
Das umgekehrte Stollendesign im Fersenbereich liefert dabei besonderen Grip, was den Bergabtrail besonders angenehm gestaltet. Bei meinen Läufen hatte ich immer den Eindruck, man klebt förmlich auf dem Trail. Von Rutschen war nichts zu spüren. Hier entwickelt man schnell Vertrauen zur Sohle und zum Schuh insgesamt.
Passform
Das erste Anziehen funktionierte bei mir ohne drücken und ziehen und der Fuß scheint umschlungen vom Schuh. Dies ist weitestgehend bedingt durch das ausgereifte und auch im Speedcross verbaute Quciklace™-Schnellschnürsystem. Reingeschlüpft, einmal vorsichtig gezogen und der Schuh formt sich um den Fuß. Ein Nachjustieren entfällt bei mir bisher regelmäßig. Angeblich, so wird durch Salomon berichtet, habe auch D’haene auf seinem Ritt durch Korsika nicht einmal seine Schuhe nachjustieren müssen.
Auffällig beim S/LAB Ultra sind die beiden an den Seiten zusätzlich verbauten Flügel, die Teil der Schnellschnürung sind. Sie verrichten ihren Dienst sehr gut und sorgen zudem für gute Stabilität im Schuh.
Der S/LAB Ultra ist breiter als der Speedcross. Dies fiel mir insbesondere im Fersenbereich auf. Damals im Test der Speedcross-Modelle hatte ich ja bereits über die schmale Sohle berichtet. Insbesondere im Vorderfuß ist der S/LAB Ultra ein wenig breiter angelegt und die Ferse ist flexibel. Wenn man es darauf anlegt, kann man diese sogar komplett zusammendrücken.
Der Halt im Mittelfußbereich ist dennoch sehr gut. Nicht zuletzt wird dies durch die bekannte Endofit-Konstruktion gewährleistet. Die Konstruktion umfasst dabei eine separate, innenliegende sockenähnliche Schicht unter dem Schaft, die eng am Fuß anliegt. In der Trailrunning-Community ist man sich in der Bewertung einig, dass dieses Design zu einem der komfortabelsten Hochleistungs-Schuhsysteme geführt hat.
Zusätzlich spendiert Salomon seinem Spitzenprodukt noch ein sogenanntes Skin-Guard-Futter, welches dem Mittelfuß zusätzlichen Halt verschaffen soll und als SensiFit™-Konstruktion bezeichnet wird.
Bei allen technischen Begriffen und Beschreibungen steht für mich fest, die Mischung aus Schnürsystem und Grundkonstruktion des Schuhs macht aus meiner Sicht den besonderen Halt aus. Ich hatte immer das Gefühl, dass der Schuh wie ein Bestandteil des Körpers ist. Einmal justiert, sitzt der Schuh wie eine eins. Nichts drückt – alles sitzt.
Schutz für den Fuß
Nicht nur der Halt des Fußes an sich bietet Schutz. Insbesondere nach dem Test eines anderen Trailrunning-Schuhes aus Italien musste ich feststellen, wie wichtig ein Steinschutz in der Sohle ist. Der Salomon verfügt in der Zwischensohle über einen zusätzlichen Schutz, den Profeel-Film, der als leichte flexible Steinschutzfolie fungiert.
Die beim S/LAB Ultra vorhandene gummierte Zehenkappe bietet zudem Schutz für die Zehen. Besonders bei Bergabläufen aber auch Anstiegen im felsigen Gelände, ist ein Zehenschutz eine wichtige Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen und sicheren Trail.
Atmungsaktives Obermaterial
Das Obermaterial ist sehr feinmaschig und wirkt wasserabweisend. Wasserdicht ist der Schuh jedoch nicht, was aber auch nicht gewollt ist. Sicher müssen auch mal nasse Stellen durchquert werden, jedoch ist es wichtig, dass Feuchtigkeit schnell abgeleitet wird und das Material schnell trocknet.
Das Obermaterial ähnelt jedoch nicht den bekannten Meshsorten, die man von anderen Schuhen kennt. Vielmehr setzt Salomon hier auf die Skinguard-Konstruktion, die wie ein Gitter über dem Mesh liegt und so effektiv vor Steinen und Schutt stützt und den Stoff somit auch langlebig macht.
Fazit
Der mit Francois D’haene entwickelte S/LAB Ultra verkörpert seine körperliche und geistige Vorbereitung auf den Ultra-Distanzsport. Sie vereint dabei Langstreckenkomfort, präzise Passform und Griffigkeit mit einer Farbwahl, die die verschiedenen Stadien eines Ultra Runs zum Ausdruck bringt.
Für etwas mehr Komfort, insbesondere auf den langen Distanzen und für Läufer, die über das entsprechende Mehr an Gewicht auf den Schuh bringen, dämpft die Mittelsohle weicher und die 8mm-Sprengung sorgt für Entspannung in der Wade.
Der Schuh bringt mit seinen etwas über 300 Gramm (Größe 47,5) schon etwas mehr auf die Waage. Schlussendlich ist dies aber auch den verschiedenen Spezifikationen geschuldet, die der Schuh aufweist, um den Fuß über die Langdistanz auch leistungsfähig zu halten. Für den kurzen Ritt durch den Wald gibt es sicher geeignetere und leichtere Schuhe.
Für mich ein wieder einmal toll durchdachter Schuh, der so einiges mitmacht und den ich auf jeden Fall für mein nächstes Abenteuer, dem Gornergrat-Zermatt-Halbmarathon nutzen werde. Eben eine Langstrecke im rauhen Fels und Gestein. Da fühlt er sich wohl.
Allzeit gute Läufe!