Nach unserem Besuch an der Südspitze Norwegens führte uns unsere Route weiter entlang der Westküste Richtung Stavanger. In Obrestad, einer Ansammlung von verstreut liegenden Häusern legten wir unseren nächsten Stopp ein. Hier fanden wir einen schönen Strandparkplatz, auf dem wir für zwei Nächte bleiben konnten.
Klar war für mich, dass ich auch die Umgebung laufend unter die Lupe nehmen musste. Also begann ich meine Erkundung mit einem Lauf zum Obrestad Fyr, dem örtlichen Leuchtturm.
Mein Weg führte mich zuerst hinter der Düne entlang, über einen sandigen Pfad, der durchaus schwierig zu laufen war. Wer läuft schon fehlerfrei im Tiefsand? Nach rund eineinhalb Kilometern Wegstrecke wurde der Pfad zu einem schottrigen Wirtschaftsweg und später zu einer kleinen asphaltierten Straße.
Nach rund 2 Kilometern kam ich wieder in der Zivilisation an. Ich erreichte das Jonsahuset, das einsam hinter den Dünen lag. Das Jonsahuset oder auch Jons Haus wurde 1899 von der Familie Jonsen aus Stavanger erbaut und diente dieser als Sommerresidenz. Mitte der 1960er Jahre kauften 12 Arbeiter das Haus. Es wurde von Sportfischern genutzt, die eine Konzession für den Fischfang an dieser Stelle hatten. 1990 wurde das Haus vollständig restauriert und man begann, das Haus außerhalb der Angelsaison an die Öffentlichkeit zu vermieten.
Von hier führte mich nun eine wackelige Hängebrücke über den kleinen Fluss Hå-elva, der etwas weiter in den Atlantik mündet. Der Fluss ist beliebt bei Lachsanglern. Mein Lauf führte mich weiter über einen kleinen Pfad und eine ausgedehnte Wiese, hin zum Hå Gamle Prestegard, einem alten Priestersitz aus dem Jahre 1630. Heute dient die Häuseransammlung, die einem größeren Bauernhof gleicht, einem Kunst- und Kulturzentrum.
Von hier lief ich weiter über den schottrigen Parkplatz und verließ diesen durch ein kleines Tor in der hinteren Ecke, um nun über das Marschland weiter entlang der Küstenlinie zu laufen.
Dies gestaltete sich als schwierig, da der Boden durchsetzt war mit zahlreichen größeren runden Steinen, die das Laufen durchaus herausfordernd gestalteten. In der Ferne sah ich bereits den Leuchtturm. Weit war es also nicht mehr. Der eigentliche Aufstieg, hinauf auf das Klippenplateau, war gesperrt, so dass ich erst einmal suchen musste. Der Weg führte mich weiter am steinigen Strand entlang, rund um die Abbruchkante herum, um dann hinauf zum Leuchtturm zu führen.
Hier machtee ich kurz Pause. Das letzte Stück durch die „Steinwüste“ hatte mich doch geschlaucht. Vor allem dadurch, dass ich keinen richtigen flüssigen Tritt hinbekommen hatte und es für norwegische Verhältnisse ziemlich warm war. Ich schaute mir den Leuchtturm an und beschloss dann durch das Landesinnere wieder zurückzulaufen. Vom Leuchtturm aus lief ich nun über einen Wirtschaftsweg zuerst ein wenig von der Küste weg. Dann bog ich aber dennoch wieder nach links, parallel zur Küstenlinie, ab.
In der Ferne hatte ich einen weiteren kleinen Leuchtturm mit ein paar Fischerhütten gesehen. Ein schönes Motiv. Ich entschied diesen Spot noch mitzunehmen. Ich lief zurück bis nach Hå Gamle Prestegard und von dort entlang einer Steinmauer durch ein weites Feld. Unvermittelt musste ich links abbiegen. Vor mir tat sich ein Wasserlauf auf, den ich nicht überqueren konnte. So erreichte ich auch nicht den Leuchtturm und die Fischerhäuschen. Von der gegenüberliegenden Seite hatte ich aber einen schönen Blick und genoss für einen Moment den kleinen Strand und die Bucht, in der ich mich nun befand.
Dann ging es weiter. Zurück nach Hå Gamle Prestegard. Von hier lief ich nun tatsächlich ins Landesinnere. Die Felder hier, kurz unterhalb von Stavanger, wurden mit riesigen Wasserkanonen bewässert. Ich dachte an Deutschland und die Dürre bei uns. In Norwegen schien Wasser im Überfluss vorhanden zu sein. Die Felder standen prächtig im Grün.
Nach rund 9 Kilometern Wegstrecke erreichte ich die Landstraße. An ihr orientierte ich mich nun nordwärts. Für rund einen Kilometer musste ich nun die wenig befahrene Straße nutzen, dann bog ich wieder nach links auf den sandigen Strandweg ein, der mich zurück zu unserem Wohnmobil führte.
Gute 10 Kilometer war ich gelaufen und ich hatte einen schönen und umfassenden Eindruck der Küstenlinie unterhalb von Stavanger erhalten. Der Lauf war eine echte Abwechslung zum ersten Lauf, da es zwar auch felsig war, dies aber in unmittelbarer Nähe zum Wasser und in flachem Terrain.
Mein nächster Lauf sollte mich vom Sandvinvatnet bei Odda an den Rand des Buerbreen, einem Ausläufer des Folgefonna-Gletschers, führen. Zum Artikel gelangt Ihr hier.