Der diesjährige 14. Sempacherseelauf in Sursee lockte rund 918 Läuferinnen und Läufer an. Auch ich nutzte das Wochenende im Mai, um einmal um den See zu laufen. Sursee, der Startpunkt der malerischen Strecke, liegt wenige Kilometer vor Luzern.
So nutzte ich auch den Samstagvormittag, um erst einmal wieder Luzern und den Vierwaldstädtersee zu besuchen und mir die Stadt anzuschauen. Das letzte Mal war ich 2017 hier, als ich beim Switzerland Marathon light, rund um den Sarner See, mitgelaufen bin.
Gegen Nachmittag führ ich dann nach Sursee und schaute mir auch noch den kleinen Ort an. Vom Ort aus konnte man auch über die Mariazellhöhe laufen und hatte einen herrlichen Blick auf den Sempachersee. Beim Anblick des Sees fragte ich mich dann schon, ob es sich wirklich nur um 21,1 Kilometer handelte, wenn man einmal drum rumläuft. Im Hintergrund erstreckten sich die schneebedeckten Berge, unter anderem so bekannte wie der Rigi und der Pilatus.










Der Lauf startete erst um 18 Uhr, so dass ich reichlich Zeit hatte, alles zu erkunden und mich fertig zu machen. Der Martigny-Platz in der Unterstadt, war der Startpunkt. Hier hatte man den Eindruck, dass der gesamte Ort anwesend war. Eine großartige Atmosphäre.
Ich holte meine Startnummer und ging zum Auto zurück, um mich lauffertig zu machen. Hinter mir parkte der Cheftrainer der Pacemaker des Jungfrau Marathons und wir kamen direkt ins Gespräch, weil ich mein Gornergrat Zermatt Marathon T-Shirt trug. „Wer das läuft, der kann auch den Jungfrau Marathon laufen“ war seine Werbung. Ok, muss ich mir mal anschauen und vielleicht für 2026 einplanen. 2026 steht, wenn es nach mir geht, auch der Top20Run Gornergrat auf dem Programm, eine extended Version des Halbmarathons, dann aber bis auf den Gornergrat hinauf. Nun gut, jetzt erst einmal zurück an den See.
Pünktlich um 18 Uhr stand ich auf dem Martigny-Platz und suchte mir ein schattiges Plätzchen. Dieses fand ich an der Seite einer kleinen Kapelle mit dem für norddeutsche schwer auszusprechenden Namen Chrüzlikapelle. Hier konnte ich noch ein paar Dehnübungen absolvieren und wartete auf den Start, der sich ein wenig verzögerte.










Um 18:05 Uhr ging es dann los. Vom Startschuss bekam ich nichts mit, wohl aber vom Geraune und dem sich automatisch immer schneller bewegenden Läuferfeld. Die Bahnhofstraße war nicht sonderlich breit, so dass sich das Läuferfeld sehr nah beieinander um den Martignyplatz schlängeln musste. Die Bahnhofstraße führte uns nun durch das Untertor in die Unterstadt, was insofern ein Widerspruch in sich war, als das es in die Unterstadt deutlich nach oben ging. Hier in der Unterstadt hatten wir einen schönen Blick auf die St. Georgskirche aus dem 11. Jahrhundert und das exponiert gelegene Rathaus.
Durch die Unterstadt gelaufen, erreichten wir nach knapp 500 Metern die Münsterstraße, die uns aus Sursee hinaus Richtung Sempachersee führte. Auch hier ging es noch stetig bergan. Nach rund eineinhalb Kilometern hatten wir unseren Peak erreicht und überquerten die Autobahn 2 Richtung Luzern. Von der Autobahnbrücke aus hatten wir auch einen guten Blick über den Sempachersee.

Kurz hinter der Autobahnbrücke bogen wir dann rechts ab, um den Seeweg zu erreichen. Diesem folgten wir für eineinhalb Kilometer, bis dieser uns auf die Seestraße führte. Diese Straße führte nach Sempach am Kopf des Sees. Es war sehr angenehm zu laufen. Rechts lag der See und zwischen uns und dem See befanden sich reichlich Bäume, so dass wir die von hinten rechts kommende Sonne nicht abbekamen. Auch bot sich uns vielfach Schatten, der das Laufen sehr angenehm gestaltete. Hier konnte ich eine Pace von rund 5-5:10 min./km realisieren. Die ersten 5 Kilometer schaffte ich in 26:06 Minuten.
Dann kamen wir aufs freie Feld und der Weiler Eich kam ins Blickfeld. Bei Kilometer 6 hatten wir den kleinen Ort erreicht. Hier bekamen wir nun einen schönen Vorgeschmack auf das, was uns auf dem Rückweg erwarten sollte. In den Bergen rund um den Sempachersee staute sich die Gewitterluft, über dem See herrschte Windstille und die Sonne knallte in den feuchtwarmen Kessel. Vielversprechende Aussichten auf die zweite Halbzeit des Laufes waren dies.

Die Hälfte der Hälfte war gelaufen und ich bunkerte an der ersten Verpflegungsstation reichlich Wasser. Gut war, hier gab es auch nasse Schwämme, die ich mir hinten ins Hemd stopfte. Oberhalb des Sees, immer aber mit schönem Blick, ging es nun schattenbefreit nach Sempach weiter. Schnurgerade verlief die Seestraße weiter und der Ort kam in der Ferne in Sicht. Bei Erreichen des Ortes, nach nunmehr knapp 9 Kilometern bogen wir vor dem Stadttor rechts ab, um direkt an den See zu kommen.
Hier war es nun keine Straße mehr, sondern ein Single-Track-Schotterweg. Die Menschen saßen auf den Rasenflächen und schauten den Läuferinnen und Läufern zu. Als wollten Sie uns zusätzlich Quälen, gab es vielerorts kühle Getränke und leckeres Grillgut. Das war eine ziemliche Herausforderung für mich. Aber die Qual dauerte nicht lang an und schon hatten wir Sempach wieder verlassen und liefen den Uferweg weiter entlang.
Das Laufen wurde nun schwieriger, da wir nun der Sonne entgegenliefen, der Weg zunächst recht schmal wurde, später dann breiter, dafür aber in einem nicht so guten Zustand. Irgendwo hier muss ich mich vertreten haben. Das merkte ich zunächst nicht und ich konnte noch weiterlaufen, wenn gleich meine Pace nun deutlich rückläufig war. Ich war zwar immer noch im 5er-Bereich, hatte aber dennoch forschen Schrittes die 6 Minuten/Kilometer im Blick.










Unser Weg führte uns nun entlang der Bahnstrecke. Immer mal wieder kamen die ICs der SBB vorbei, die kurz mal anhupten und dann mit ihrem Fahrtwind für „Erfrischung“ sorgten. Bei der Gemeinde Nottwill gab es eine weitere Verpflegungsstation, die ich dringend in Anspruch nehmen musste. Ich tankte ordentlich Wasser, Isostar und bunkerte neue nasse Schwämme. Aufbauend war, ich war nicht allein mit meiner Grundkonstitution.
Kurz nach der Verpflegungsstelle, die Sonne wurde nun langsam gnädiger, da sie langsam den Untergang einläutete, merkte ich ein Ziehen an der linken Knöchelinnenseite. Ich nahm direkt Tempo raus und ab Kilometer 16 konnte ich mich immerhin noch langsam vorwärtsbewegen. Bei Kilometer 18 war es dann jedoch so weit. Unvermittelt stach es im Knöchel und mir wurde direkt bewusst, dass der „Lauf“ an dieser Stelle für mich beendet war.
3 Kilometer vor dem Ziel ging nichts mehr. Ich stoppte, massierte ein wenig und setzte meinen Gang zu Fuß fort. Auftreten konnte ich und im normalen Spaziergang tat auch nichts weh.
Immer wieder standen Menschen am Straßenrand und feuerten einen an, jetzt doch nicht aufzugeben. Nur noch 2 Kilometer, noch 1 Kilometer, komm zieh durch, Matthias nicht aufgeben. Gut gemeint, aber doch ein wenig peinlich. Ein kleines Mädchen brachte es auf den Punkt. „Matthias, hast Du Dich an den Beinen verletzt“? Treffer – gut erkannt!
Die ersten Wohnhäuser der Stadt kamen in Sicht, noch ein paar Kurven und verwinkelte Gassen und dann kam der Zieleinlauf direkt durch die Unterstadt. Die Straßen waren voll und man wurde angefeuert doch weiterzulaufen, aber das wäre nicht gegangen. Man muss wissen, wann es besser zu Ende ist. Der Ramseier-Torbogen kam in Sicht und ich beendete meinen Lauf nach 2 Stunden, 16 Minuten und 21 Sekunden. Herzlichen Glückwunsch – Bestzeit von hinten gerechnet. Das Ergebnis war nicht das, was ich mir errechnet hatte. Wäre ich normal, mit immer weniger Geschwindigkeit, bis zum Schluss hin weitergelaufen, hätte ich sicher eine 1:53 Stunden-Zeit realisiert.
Mit dieser Zeit deutlich über 2 Stunden belegte ich in der Gesamtwertung von 1.057 Finishern Platz 905, bei den Männern reichte es noch für Platz 669 (729) und in der Altersklasse für Platz 85 (90).











Im Ziel holte ich mir erst einmal kühle Getränke und sortierte meine Gedanken. Dabei merkte ich, dass ja noch ein wenig Blech fehlte. Wie war das mit den Medaillen? Gab es eine Finisher-Medaille? Alle Läuferinnen und Läufer wandelten ziemlich schmucklos durch den Zielbereich. Ganz offensichtlich gab es wohl keine Medaille. Im Nachgang musste ich dann auch noch feststellen, dass es nicht mal eine Urkunde gab. Nun gut, in der kommenden Woche gab es also keinen „Medal-Monday“.
Insgesamt war ich dennoch zufrieden mit mir. Auch wenn die Hacken mich nicht bis ins Ziel getragen haben. Angekommen bin ich immerhin und soweit von der 2-Stunden-Schallmauer war ich ja auch nicht entfernt.
Der Sempacherseelauf bietet eine Vielzahl von Distanzen, darunter den Halbmarathon, den 10 km-Lauf, einen 5 km-Lauf sowie Paar- und Teamläufe und Kinderwettbewerbe. Kombinieren kann man den Lauf sehr gut mit einem Tagesbesuch in Luzern, da der Hauptlauf erst am Abend startet. Die Stimmung war hervorragend, insbesondere dadurch, dass gefühlt der gesamte Ort in die Veranstaltung involviert war.
Im nächsten Jahr werde ich auf jeden Fall diesen Lauf noch einmal angehen, dann aber hoffentlich mit einer wieder besseren Zeit.
Euch allzeit gute Läufe!