Wo kann man mal so richtig durchstarten, und dies auf einer aktiven Start und Landebahn eines internationalen Flughafens? Das geht in Paderborn – genauer auf dem Flughafen Paderborn-Lippstadt.
Bereits im Jahr 2016 wollte ich beim 7. Paderborn-Lippstadt Airport Run mitlaufen, der aber damals leider abgesagt wurde. Ausschlaggebend waren dafür wohl deutlich erhöhte Anforderungen der Luftfahrtbehörden. Diese waren in der noch verbleibenden kurzen Zeit bis zum eigentlichen Lauf nicht mehr konzeptionell umzusetzen. Dann folgte Corona und erst im letzten Jahr konnte der Airport Run in seiner 8. Auflage wieder durchstarten.
Paderborn ist aber für mich seit jeher ein besonderer Flughafen, der immer mal wieder mit spannenden Programmpunkten aufwartet. Im Jahr 1997 war ich damals dabei, als die erste Boeing 747 (Jumbo-Jet) der Cathay Pacific in der Pause einer Hongkong-Frankfurt-Hongkong-Rotation nach Paderborn kam.
Nun nutzte ich also die Möglichkeit, bei der 9. Auflage des Airport-Runs dabei zu sein. So fuhr ich also auf einem Sonntagvormittag nach Paderborn, was recht zügig ging. Am Flughafen angekommen, gab es zunächst erst einmal einen kleinen Stau bei der Einfahrt auf das Parkgelände. Danach suchte ich mir den richtigen Weg zur Werfthalle und dem Startbereich des Laufs.
Im Vorfeld sollten uns eigentlich die Startnummern zugeschickt werden, die gleichzeitig auch als Ausweis für den Sicherheitsbereich Geltung hatten. Bei mir war aber nichts angekommen und so hatte ich nachgefragt und mitgeteilt bekommen, dass ich vor Ort eine neue Nummer erhalten würde.
Vor Ort, vor der Werfthalle im zugigen Wind, wurde ich, aber noch viele andere Läuferinnen und Läufer, die ebenfalls keine Nummer erhalten hatten, zunächst einmal ausgebremst, da scheinbar nicht so ganz klar war, wie man nun verfahren würde. Nach vielem Hin und Her und diversen Diskussionen wurden dann übrig gebliebene Startnummern verteilt und wir konnten endlich in die warme Werfthalle. Vorher mussten wir uns allerdings zunächst dem üblichen Sicherheitscheck am Flughafen unterziehen, was aber ziemlich zügig von statten ging.

Ernüchterung folgte dann in der Werfthalle, die vollständig leer war. Parkte 2016 noch ein Airbus der Azerbaijan Airways im Hintergrund, was mit jedem anderen Flieger sicher ein tolles Bild ergeben hätte, stand jetzt nur eine mobile Treppe in der Halle. In einer Ecke der Halle fand ich abgelegte Tragflächen einer JU-52 (Tante JU). Aber mehr war nicht rauszuholen.
Der Lärmpegel war aufgrund der vielen Kinder, die am 1. Airport-Kids-Run teilnahmen, erheblich. Somit entschloss ich mich, die Halle zu verlassen und draußen auf dem gesicherten Freigelände, im windgeschützten Bereich, meine Einlaufrunden zu drehen.

Gegen 11:30 Uhr, ein Eurowings-Airbus nach Mallorca war gerade noch gestartet, wurden wir zusammengerufen und es ging im Pulk los Richtung Startbahn. Hier konnten wir uns über die gesamte Breite, immerhin 45 Meter an den Threshold-Linien aufreihen. Threshold-Linien sehen aus wie ein Zebrastreifen und markieren die Landeschwelle (Runway Threshold). Die Linien sind mindestens 30 Meter lang und markieren den Beginn des Bahnabschnitts, der für Starts und Landungen genutzt werden kann. 623 Athleten nutzen nun die gute Aussicht auf den rund 2,2 Kilometer vor uns liegenden Streckenabschnitt der Start- und Landebahn.
Um kurz vor 12 Uhr erfolgte der Startschuss und der Take-off zu Fuß konnte erfolgen. Zunächst recht eben liefen wir los und orientierten uns recht schnell auf der rechten Seite der Start- und Landebahn. Die Breite war zwar verlockend, aber immerhin war es ja ein Rennen und da zählt nun mal auch die vermeintliche Ideallinie. Der Blick hinüber zum Terminal war recht unspektakulär, da dort lediglich eine private abgestellte Boeing parkte. Wem diese wohl gehörte?
Nach rund 1,4 Kilometern Wegstrecke sackte die Bahn ab und wir verloren leicht an Höhe. Im Abzweig auf den Taxiway, also von der Landebahn runter, hatten wir den tiefsten Punkt und das Ende der Start- und Landebahn erreicht. Hier ging es nun nach rechts ab und wir liefen über einen Kontrollweg Richtung Toranlage. Dort erreichten wir die Straße Alter Hellweg, an der wir bis zu einem Kreisverkehr weiterliefen.
Der Verkehr wurde durch die Polizei gestoppt und wir konnten gefahrenlos in die L751, eine kleine Dorfstraße, einbiegen, die uns auf dem nächsten Kilometer steil bergab nach Wewelsburg führen sollte. Nach rund 600 Metern lag auf der rechten Seite Schloss Graffeln, von dem allerdings aufgrund des üppigen Baumbestands relativ wenig bis gar nichts zu sehen war. Beeindruckender war dann schon eher die Wewelsburg, die sich nach rund 5 Kilometer Wegstrecke direkt vor uns auf der Höhe zeigte.
Hoch über dem Almetal erbauten Paderborner Fürstbischöfe zwischen 1603 und 1609 im Stil der Weserrenaissance auf einem Bergsporn die Wewelsburg. Die einzige Dreiecksburg in geschlossener Bauweise in Deutschland beherbergt heute das Kreismuseum und eine Jugendherberge.
Unser Weg, ein Wirtschaftsweg, führte uns durch das Almetal weiter bis zur Forkstraße, die ebenfalls für uns gesperrt war. Die nächsten eineinhalb Kilometer führte uns die Straße bis nach Ahden zurück. Ahden ist ein kleines Dorf mit 1.000 Einwohnern, das am Randes des Flughafens liegt. Wir durchquerten den Ort und ich konnte eine Unterhaltung zweier Läufer belauschen, die von einer letzten deutlichen Steigung sprachen.
Und kaum hatten wir das kleine Dorf durchlaufen, ging es auch schon steil bergauf. Hier hatten sich viele Zuschauer postiert und feuerten uns an. Von 208 Höhenmetern ging es nun auf einer kurzen Strecke von rund 700 Metern hinauf auf rund 260 Höhenmeter. Eine kleine Bergwertung und unvermittelt kam das Flughafengelände in Sicht.
Nun ging es auf direktem Weg zum Haupteingang des Flughafens, dann rechts vor dem Terminalgebäude entlang und die letzten 800 Meter über den Parkplatz und eine Schleife in Richtung Zielbogen am Airport Forum und dem Quax-Hangar. Mit einer Zeit von 53:35 Minuten konnte ich unter den 624 Finishern auf durchaus bergiger Strecke Gesamtplatz 248 (624) erreichen. In der Altersklasse reichte es für Platz 25 (57) und in der Wertung der Männer für Platz 214 (439).
Im Zielbereich gab es für jeden einen Schuhbeutel, gefüllt mit isotonischem Getränk, einer Medaille und diversen Snacks. Mich verschlug es aber zunächst einmal an den Bierstand, wo ich mir zwei alkoholfreie Weizenbiere genehmigte. Dann wurde es langsam frisch, da der Wind ordentlich blies. So beschloss ich aufzubrechen und zum Auto zurückzugehen. Entlang der Strecke kamen mir dann noch zwei Feuerwehrleute in voller Montur entgegen. Hut ab vor dieser Leistung, in diesem Aufzug inklusive Gasflaschen etc. den 10 Kilometer-Lauf zu absolvieren.
Den Paderborn-Lippstadt Airport-Run kann ich nicht nur fluginteressierten Läuferinnen und Läufern empfehlen. Nein, er besticht auch durch eine abwechslungsreiche Streckenführung mit vielen schönen Bildern am Rande der Wegstrecke. Nach dem Verlassen des Flughafen-Geländes verläuft die Strecke über Straßen und Radwege durch eine wunderschöne Landschaft unterhalb der Wewelsburg, die eine imposante Kulisse für den Volkslauf darstellt. Der Zieleinlauf erfolgt entlang des Terminals und endet im Bereich Airport-Forum / Quax-Hangar. Die abwechslungsreiche Strecke hat einige Steigungen aufzuweisen und ist auch deshalb besonders attraktiv.
Also, wer sich informieren will, kann dies auf der Website des Flughafens Paderborn (PAD) erledigen oder aber auf der Facebook-Präsenz vorbeischauen.
Und nun genießt den Saisonabschluss und allzeit gute Läufe!