Laufbericht: 11. Gulf Bank 642 Kuwait Halbmarathon – Laufen am Golf zwischen Skyline und Sand (21,1 km/HM)

Warum Kuwait? – Ein langer Weg zum Start

Was lange währt, wird endlich gut – treffender lässt sich dieser Laufbericht kaum beginnen. Schon im Vorjahr wollte ich bei der 10. Auflage des Kuwait Halbmarathons starten. Durch eine kurzfristige Terminverschiebung und den späteren Flugausfall wurde daraus jedoch nichts. In diesem Jahr sollte es endlich klappen – und tatsächlich lief alles wie geschnitten Brot.

Kuwait ist kein klassisches Reiseziel. Tourismus spielt hier eine untergeordnete Rolle, viele verbinden das Land vor allem mit Öl und dem Irakkrieg von 1990. Gerade das machte für mich jedoch auch den Reiz aus.

Anreise in den Wüstenstaat

Mittwochabend ging es von Stuttgart mit Pegasus Airlines über Istanbul (Sabiha Gökcen) nach Kuwait City. Die Flüge verliefen reibungslos, sodass ich gegen 1 Uhr nachts ankam.

Die Beantragung des Onlinevisums hatte im Vorfeld leider nicht funktioniert, weshalb ich vor Ort durch die Visahalle musste: Pass kopieren, Formular ausfüllen, Nummer ziehen. Nach gut einer Stunde war alles erledigt – inklusive Fingerabdrücken und einem gut gelaunten Polizeibeamten, der die Prozedur auflockerte.

Mein Fahrer – klingt lustig, war aber so – wartete bereits und brachte mich über leere, gut ausgebaute Highways ins Stadtzentrum zum Oasis Hotel, das ich uneingeschränkt empfehlen kann. Gegen 3 Uhr fiel ich schließlich ins Bett.

Sightseeing in Kuwait City

Donnerstag und Freitag nutzte ich zur Erkundung von Kuwait City. Das erforderte etwas Planung im Vorfeld, da der öffentliche Nahverkehr nicht alle Sehenswürdigkeiten erschließt – besonders entlang der Golfküste. Mit einem Bustagesticket und vielen Fußwegen lernte ich die Stadt kennen: eine gelungene Mischung aus alt und neu, weniger steril als andere Emirate.

Am Ende des ersten Tages hatte ich mir allerdings eine ordentliche Blase gelaufen – keine idealen Voraussetzungen für einen Halbmarathon. Mit Schere und Wundsalbe war das Problem im Hotel jedoch schnell behoben.

Startnummernausgabe am Souk Sharq

Am Freitagabend ging es zur Startnummernausgabe am Souk Sharq. Das Veranstaltungsgelände war nicht zu übersehen: hell erleuchtet, mit Expo, Bühne und zahlreichen Ständen direkt an der Golfküste. Im Schuhbeutel befanden sich Startnummer, Laufshirt und Werbung – wie gewohnt.

Ich sicherte mir eine Liege, die vor der Bühne aufgestellt waren, ließ den Trubel auf mich wirken und genoss die besondere Atmosphäre: Palmen, der Golf auf der einen Seite, beleuchtete Wolkenkratzer auf der anderen.

Wettkampftag – Vorbereitungen am frühen Morgen

Samstag, 6 Uhr. Draußen ist es noch dunkel, am Horizont aber bereits ein roter Schimmer zu erkennen. Frühstück: Banane und Müsliriegel, hinuntergespült mit Pepsi Cola. Die Füße wurden noch einmal getapet – fertig. Hier ist es warm, hier braucht man nicht viel Equipment.

Ich machte mich zu Fuß auf den Weg zum Souk Sharq. Die Straßen waren bereits gesperrt, Kuwait City lag still da. Niemand hupte, niemand störte. In Höhe der Großen Moschee kam vom Golf her ein kühler Wind – ich hoffte, dass er lange anhält.

Der Start – Sonnenaufgang über der Skyline

Am Yachthafen sammelten sich die Läufer. Ich lief mich auf dem überdachten Parkplatz ein, angenehm schattig, und begab mich dann in meine Startzone. Viel Zeit blieb nicht, da wir zügig zur Startlinie geführt wurden.

Vor uns: die Harbour Bridge, dahinter die Skyline von Kuwait City und die aufgehende Sonne – perfekte Gegenlichtmotive. Pünktlich um 7:30 Uhr fiel der Startschuss. Nach rund eineinhalb Minuten überquerte ich die Startmatte und es ging los.

Von der Brücke bogen wir direkt auf die Arabian Gulf Street ein, die uns über mehrere Kilometer entlang der Küste führte. Die Strecke war flach, ideal für einen gleichmäßigen Rhythmus. Helfer und Zuschauer sorgten regelmäßig für Motivation.

Wir passierten die Zentralbank, den Königspalast, die Große Moschee, historische Häuser und die futuristische Kuwait Opera. Die Sonne kam von hinten, der Wind von vorne – beste Bedingungen. Meine Pace lag stabil um 5:00 min/km.

Kurz hinter der Oper erreichten wir die erste Wendestelle und liefen auf gleicher Strecke zurück.

Durch das alte Kuwait – Souk Al-Mubarakiya

Nach rund 6,5 Kilometern bogen wir Richtung Stadtteil Qibla ab und erreichten den Souk Al-Mubarakiya, das historische Herz Kuwaits. Durch enge Gassen liefen wir vorbei an Moscheen, Marktständen und traditionellen Gebäuden.

Bis zum Entdecken der riesigen Erdölvorkommen war der Souk das Handelszentrum von Kuwait. Die Händler verkaufen hier auch heute noch Waren wie persische Seidenteppiche, Antiquitäten, Parfüms wie Moschus und Oud, Gold- und Silberschmuck sowie traditionelle Kostüme. Weitere Waren, die in Al-Mubarakiya verkauft werden, sind Datteln, Honig, Gewürze, Süßigkeiten, Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch.

Durch die enge Hauptgasse ging es so nun hindurch. Wir liefen entlang der kleinen Mohammed Bin Bahar Moschee, bevor wir wieder im Hochhaus gesäumten Kuwait City über die Mubarak Al-Kabeer Street Richtung Golfküste weiterliefen. Unsere Route führte uns nun entlang der Börse von Kuwait und der Großen Moschee zum Sief Square, einem großen Platz vor dem Königspalast.

Der Abstecher war landschaftlich reizvoll, erforderte aber Aufmerksamkeit: Die hier verlegten Marmorplatten waren stellenweise nass und rutschig.

Hitze, Sonne und Asphalt – Richtung Kuwait Towers

Zurück auf der Arabian Gulf Street ging es weiter Richtung Osten. Ab Kilometer 11, nahe der Kuwait Towers, änderte sich das Bild: keine Gebäude mehr, nur Sonne, Sand und freier Blick. Der Wind kam nun von hinten, die Sonne stand hoch und schien gnadenlos ins Gesicht. Dazu abgefräster Asphalt – kein angenehmer Untergrund für einen Halbmarathon.

Rechts lag der riesige Al Hamra Tower, der mit 412 Metern das höchste Gebäude Kuwaits und ein architektonisches Wahrzeichen ist. Der Tower verfügt über eine einzigartige asymmetrische Form, die durch eine gedrehte Geometrie maximale Aussicht bei minimaler Sonneneinstrahlung ermöglicht.

Auf der zweispurigen Arabian Gulf Street war ich mit mir und der Sonne ganz allein und zählte die Kilometer bis zu Kilometer 15 runter. Dann kam, in Höhe der künstlich angelegten Insel Green Island, der Wendepunkt, wieder mit einer Wasserstelle. Meine Pace war auf etwa 5:30 min/km gesunken, die Wasserstellen nutzte ich konsequent. Die rote Gulf-Bank-Mütze diente mir zusätzlich als Wasserspeicher für einen kühlen Kopf.

Die Sache mit der Mütze

Plötzlich tropfte etwas Rotes. Kurz Panik: Nasenbluten? Nein – die Mütze war nicht farbecht. Hände knallrot, der Kopf ebenfalls, allerdings mehr vom Laufen. Ich warf die Mütze weg und band mir mein Schweißtuch um den Kopf.

Die Unsicherheit kostete Zeit, die Pace rutschte Richtung 6:00 min/km. Erst an der nächsten Wasserstation konnte ich mich wieder sammeln und abkühlen.

Zurück Richtung Ziel – Die letzten Kilometer

Ab Kilometer 19 stabilisierte sich mein Tempo wieder. Ein schönes Fotomotiv ließ ich mir dennoch nicht entgehen: Musiker in traditioneller Beduinentracht vor den Kuwait Towers.

Bei Kilometer 20 ging es noch einmal an die Wasserstelle, dann folgte der letzte Anstieg auf die Harbour Bridge und der abschließende Lauf in den Zielkanal direkt am Golf. Die Flaggen des in der Woche stattgefundenen Golfkooperationsrates bildeten einen würdigen Rahmen.

Ich überquerte die Ziellinie nach 1:56:49 Std. Das bedeutete:

  • Platz 258 von 734 Finishern
  • Platz 21 (von 74) in der Altersklasse
  • Platz 229 (von 576) bei den Männern
  • Platz 4 von 5 deutschen Teilnehmern

Bei diesem Lauf hatte nun wirklich alles gepasst – ok, die Mütze war jetzt nicht der Bringer, aber ich hatte zumindest mal kein dauerhaft rotes Gesicht. Die Hände waren aber erst am nächsten Tag wieder rotbefreit. Ein solider und erfolgreicher Abschluss meines Halbmarathonjahres.

Im Ziel gab es eine beeindruckende Medaille aus schwerem, bemaltem Metall, dazu Wasser, Bananen und isotonische Getränke. Viel Zeit zum Verweilen blieb allerdings nicht, da man recht zügig weitergeleitet wurde.

Dann verließ ich den Souk Sharq, wollte mir bei Starbucks noch einen Iced Caramel Latte Macchiato holen, aber die Schlange war mir einfach zu lang. Und so machte ich mich relativ zügig wieder auf Richtung Hotel.

Kleine Begegnungen & Funfacts

Ein Sicherheitsbeamter am Königspalast, mit dem ich am Morgen schon ins Gespräch gekommen war, fragte mich später augenzwinkernd, ob ich gewonnen hätte. Dies meinte er sicher nicht ernst. Ich bedankte mich aber dennoch bei ihm, dass er mir das zutrauen würde – wir lachten beide.

Funfact zum Schluss: Was bedeutet die Zahl 642 Titel des Laufs? Diese steht für die Anzahl der Muskeln im menschlichen Körper, die beim Laufen aktiviert werden sollen. Das war für mich neu – Sport bildet also doch.

Ein Halbmarathon mit besonderem Charakter

Der Gulf Bank 642 Kuwait Halbmarathon ist absolut empfehlenswert: günstige Anreise, gute Hotels, freundliche Menschen, spannende Stadt und eine außergewöhnliche Strecke. Hitze gehört dazu – aber genau das macht den Reiz aus.

Wenn Ihr Euch dazu informieren wollt, könnt Ihr das auf der Website des Veranstalters machen.

Ich wünsche euch nun schöne Resttage im Jahr 2025. Wir lesen uns 2026 wieder – dann beim nächsten Laufabenteuer bereits Mitte Januar, diesmal in Qatar.

Euch allzeit gute Läufe!

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