Werbung. Der Hersteller hat mir das Produkt für diesen Testbericht auf meine Anfrage hin zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf den Inhalt meines Testberichts. Der Beitrag ist frei verfasst und gibt ausschließlich meine persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen wieder.
What adidas? Ja, ich gehe tatsächlich mal fremd. Nachdem ich im Trail gerne auf die Salomon-Schuhe zurückgreife – und dies ist nach wie vor so – wollte ich doch auch mal was Neues ausprobieren. Und so begab es sich, dass ich den adidas Terrex Agravic Flow 2.0 testen konnte. Die Bezeichnung verspricht zumindest im ersten Teil des Namens eine gewisse Aggressivität, danach wird’s dann flowiger. Ist dem aber wirklich so?
Die Terrex-Reihe von adidas umfasst zum einen den Terrex Speed, den Terrex Soulstride und eben den Terrex Agravic, den ich mir ausgesucht habe.
Bisher hatte ich keine Berührungspunkte mit adidas Laufschuhen und so war ich sehr gespannt, was mich hier erwarten würde. Und wo testet man so einen Trailschuh? Genau, am besten da, wo es schön rockig, felsig, schottrig und uneben ist – eben im Outback von Schweden.





Erster Eindruck und Passform
Ich bekam den adidas Terrex Agravic Flow 2.0 in der Farbe Semi Green Spark/Wonder Silver/Core Black zugesandt. Da ich die Pastelltöne sehr schick finde, war ich von der dezenten, aber dennoch prägnanten Farbgebung sehr angetan.
Das Design ist ansprechend zurückhaltend, zeigt klare Linien und vermittelt damit einen wirklich luftigen, flowigen Trail-Schuh. Drehen wir die Sohle um, wird es allerdings designmäßig aggressiv. Zunächst fällt die Farbgebung aus zusammengeflossener Farbe, ausgehend von schwarz ins ebenfalls pastellgrün wechselnde, auf. Die verwendete Continental-Sohle wird markant durch die Stollen charakterisiert. Hier wird deutlich, der Schuh ist nichts für Flachlandtiroler.
Das erste Reinschlüpfen gestaltete sich ein wenig schwierig, da das „Gebäude“ des Schuhs alles andere als flowig ist. Es ist, insbesondere von der Sohle ausgehend und des doch sehr prägnanten Fersenkragens, eher als steif zu bezeichnen. Schnürsenkel also deutlich lockern, Füße rein und dann? Ja dann sitzt man erst einmal drin, dies dann aber so richtig. Die klassische Schnürung des Schuhs sorgt dafür, dass der Fuß förmlich eingebettet wird. Es rutscht nichts, es zwickt nichts, die dünne Innenzunge fügt sich glatt am Spann an – kurzum – der Schuh bietet einen hervorragenden Fit.





Obermaterial meets Nachhaltigkeit
Plastik ist eine gefährliche Fehlkonstruktion in Form eines trügerisch vielseitigen Materials. Es ist billig, beständig und lässt sich in tausende unterschiedliche Formen bringen. Genau aufgrund dieser Eigenschaften ist Plastik so attraktiv für Hersteller und Konsumenten geworden. Und genau deshalb ist es heute auch einer der schlimmsten Umweltverschmutzer unserer Erde.
adidas ist eines der Gründungsmitglieder von Parley for the Oceans und will so einen wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung leisten. Die Idee, aus weggeworfenen Abfällen Sportbekleidung herzustellen, die ganz genauso hochwertig ist wie Bekleidung aus neu erzeugten Kunststoffen, führte dazu, dass adidas im Jahr 2019 bereits über 11 Millionen Paar Schuhe aus recyceltem Plastik aus den Meeren hergestellt. Im Jahr 2022 lautete die Zahl bereits 15-20 Millionen Paar Schuhe.
Ab 2024 hat sich adidas zum Ziel gesetzt, neues Polyester zu 100 % durch recyceltes Polyester zu ersetzen. So ist auch der adidas TERREX AGRAVIC FLOW 2.0 weitestgehend aus recyceltem Plastik hergestellt.
Die Plastikteilchen werden erhitzt, sorgfältig überprüft, gereinigt und getrocknet, bevor sie schließlich gepresst, gekühlt und zu kleinen Pellets zerkleinert werden. Diese Pellets werden dann zu Fasern verschmolzen und zu Ocean Plastic® Garn versponnen, einem Polyester-Funktionsmaterial, das exakt die gleichen Eigenschaften aufweist wie neu hergestellte Kunststoffmaterialien. Das Material wird dann für die Herstellung u.a. von Schuhen verwendet. Jedes Stück der Kollektion besteht aus mindestens 75 % recyceltem Plastikmüll.
Der Laufschuh weist ein fest gestricktes Mesh auf, welches atmungsaktiv, wasserdurchlässig, mit den obligatorischen drei Streifen versehen und abriebfesten Overlays verstärkt ist. Durch die gleichmäßige Schnürung bietet das Mesh sehr guten Halt, bei gleichzeitiger Flexibilität und kühlender Luftzirkulation. Bei meinen Läufen hatte ich stets trockenen Füße und ein Schwitzen im Schuh war nicht zu erkennen.
Das Herzstück – Die Sohle
Das Herzstück dieses Schuhs ist sicherlich die Sohlenkonstruktion. Der Schuh besticht zum einen durch eine bewährte Continental-Sohle, die in diesem Fall nicht nur aggressiv wirkt, sondern auch durch eine interessante Farbgebung besticht. Wichtiger ist jedoch – zumindest aus meiner Sicht – der ultimative Gripp des Schuhs. Dieser wird durch die 4 mm langen Stollen gewährleistet, die sich in jeden Untergrund förmlich hineinfressen. Insbesondere auf schottrigen Wegen hatte ich immer festen Stand und der Schuh ist, auch bergab, nicht im Mindesten weggerutscht.





Auch auf nassem Untergrund sitzt der Schuh fest am Boden und man hat jederzeit die nötige Kontrolle über seinen Lauf. Es baut sich sehr schnell Vertrauen zu diesem Schuh auf, so dass gerade technisch anspruchsvolle Trails kein Problem darstellen.
Die zusätzlich verbaute Zwischensohle des TERREX AGRAVIC FLOW 2.0 besteht aus Lightstrike, einem EVA-Schaum, den adidas mittlerweile in vielen Schuhen einsetzt. Im Mittelfuß wird die Pro-Moderator-Technologie von adidas eingesetzt. Dies ist eine leichte, stabile und langlebige Zwischensohle, die das Fußgewölbe unterstützen und für Stabilität sorgen soll.
Die verwendete Lightstrike-Dämpfung soll für ein dynamisches Abrollverhalten und für ein superleichtes und reaktionsfreudiges Tragegefühl sorgen. Ich persönlich finde die Sohle insbesondere im Vorfußbereich recht hart. Vermutlich hätte man hier doch noch ein wenig mehr Lightstrike-Sohle verbauen können. Insofern definiert sich der TERREX AGRAVIC FLOW 2.0 nicht gerade über Dämpfung.
Zusätzlich hat adidas eine „Rock Protection“- eine zum Schutz vor spitzen Steinen & Co. verbaute Kunststoffplatte – dem Schuh hinzugefügt, die dem direkten Tragegefühl nicht entgegensteht.





Zu guter Letzt
Der adidas TERREX AGRAVIC FLOW 2.0 ist kein Leichtgewicht. Die 2 sieht man vorne nicht, dennoch fühlt sich der Schuh nicht so schwer an, wie er tatsächlich ist. Aber er ist ein solider, alpiner Laufschuh. Und damit schließt adidas die Lücke in seinem Produktportfolio. Ich finde die Sohle für den alpinen Aspekt sehr gut. Man kann, insbesondere im Vorfuß, keine Dämpfung wie bei einem Straßenlaufschuh erwarten. Was diesen Schuh jedoch auszeichnet, ist der vorhandene Durchschlagschutz und die massiv griffige Sohle. Man merkt keine Steine, hat dennoch einen direkten Kontakt zum Untergrund und die Stabilität und Unterstützung schafft Vertrauen in diesen Schuh.
Die Schnürung funktioniert präzise und der Fuß wird ohne drücken stabil im Schuh fixiert. Der Schuh ist ein alpiner Geländegänger, der zwar aufgrund des Namens den erwartbaren flowigen Charakter vermissen lässt, aber diesen braucht man im alpinen Umfeld nun auch eher nicht. Hier zählen Gripp und Sicherheit und diese beiden Aspekte bietet der Schuh allemal. Auf technischen Strecken ist der Schuh eine echte Bank und absolut zuverlässig.
Vielfach kritisiert wird der hohe Fersenabschluss, der bei manchen Läuferinnen und Läufern zu eng anliegen und an der Achillessehne drücken soll. Ich hatte während meines Tests damit keine Probleme, dennoch kommt es natürlich auch immer auf den Fuß an. Insofern empfiehlt sich vor dem Kauf vielleicht ein kleiner Test des Schuhs im Fachhandel.





Der adidas TERREX AGRAVIC FLOW 2.0 ist aus meiner Sicht kein Ultra-Laufschuh, eher ein Laufschuh für technisch anspruchsvolles Gelände und hier, vermehrt auf der Mittel- bis Langstrecke, zwischen 10 und 30 Kilometern, anzutreffen.
Wer den Schuh vorher einmal testet und sich mit seiner Steifigkeit anfreunden kann, der hat hier einen treuen und zuverlässigen Partner auf rockigem Untergrund.
Mehr zu dem Schuh findet Ihr auch auf der Website von adidas und für alle die, die es gerne visuell haben, habe ich Euch weiter oben den filmischen Testbericht vom Trail Magazin verlinkt.
Just try – allzeit gute Läufe!