Die Brocken-Trail’s ist meine Serie, die die drei klassischen Routen auf den höchsten Berg des Harzes, den Brocken (1.142 m), und retour beschreiben sollen. Schon lange habe ich diese Lauftouren auf meiner Bucket-List stehen gehabt, nun habe ich mich mal an die Touren gewagt. An drei Tagen im Juli verteilt sollte es im Laufschritt, nicht gewandert, auf den Brocken gehen – und es hat funktioniert.
Das Wetter hat mitgespielt. Immer war Sonne da, und das will was heißen, ist der Brocken doch an mehr als 300 Tagen in Nebel gehüllt.
Kommt mit auf meiner ersten Tour, die auch gleichzeitig die längste war – von Braunlage auf den Brocken – los geht’s.
Es wird ernst
Ausgangs- und Endpunkt der Wanderung von Braunlage zum Brocken ist grundsätzlich der gebührenpflichtige Parkplatz an der Talstation der Wurmbergseilbahn. Da ich aber am anderen Ende des Ortes mein Quartier in der Pension Bergkranz aufgeschlagen hatte, lief ich von dort schon die ersten Meter. Dies war nicht weiter schlimm, da mich der Weg hier direkt von der Pension, über die Straße, hin zum Fluß „Warme Bode“ führte. Entlang einer kleinen Schlucht erreichte ich nach kurzem Lauf den Kurpark, lief dann entlang des Gondelteiches und dann weiter parallel entlang zur Innenstadt. In Höhe der Wurmbergseilbahn musste ich ein wenig schauen, dass ich auf den eigentlichen Weg stoße, was sich aber als nicht allzu schwierig herausstellte, da alles sehr gut ausgezeichnet ist.
Von dort führte der rund zwölf Kilometer lange Weg stetig bergauf – meist sanft und fast unmerkbar, stellenweise aber auch recht steil und herausfordernd.
Ab in den Wald – Der Aufstieg
Vom Parkplatz aus lief ich zunächst flussaufwärts die Promenade an der Warmen Bode entlang. Der Wirtschaftsweg war hier noch asphaltiert. Ich hatte mir im Vorfeld einen parallel verlaufenden weg ausgeguckt, der in der Nähe des Flusses langlaufen sollte. Nach etwa zweieinhalb Kilometern erreichte ich die Brockenschanzen, die im Sommer aber außer Betrieb sind. Kurz hinter diesen bog ich dann nach links in einen Schotterweg ab, von dem ich kurze Zeit später wieder nach rechts, eben in den zum Fluss parallel verlaufenden Weg abbiegen wollte. Dieser sah allerdings ziemlich zugewachsen aus.
Ein Mitarbeiter der HarzEnergie kam mit seinem Fahrzeug des Weges und empfahl mir ein Stückchen weiter über die Bode zu springen und auf der anderen Seite weiter zu laufen. Dies sollte einfach machbar sein. Gesagt getan, also 200 Meter weiter bis zur Trafostation gelaufen und dann den Übergang gefunden. So einfach war es dann aber doch nicht. Von der anderen Seite wurde ich beobachtet und bekam schlaue Tipps. Leider konnte ich es nicht verhindern mit dem rechten Fuß im Wasser zu landen. Diese Aktion wurde von mir recht schnell abgebrochen und ich beschloss nun doch den offensichtlich nicht so oft begangenen Waldweg zu laufen.
Nach ziemlich genau einem Kilometer erreichte ich die Oberen Bodewasserfälle. Zwar auf der falschen Seite, aber ich konnte sehen, dass der Fluss an dieser Stelle sehr schmal war. Was mir zudem zu Hilfe kam, waren gefällte Bäume, die über dem Fluss lagen. So beschloss ich, diese etwas individuelle Flussquerung zu nutzen und den eigentlichen Wanderweg weiterzulaufen.
Nach wieder ziemlich genau einem Kilometer erreichte ich die Bärenbrücke, an der sich auch die Alfred-Rieche-Hütte befand, die aber eher ein Unterstand als eine Hütte war. Von hier bog ich wieder nach links ab, um auf der Großen Bodestarße weiter zu laufen. Schön breit und schotterig ging es nun mit gemächlicher Steigung weiter nach oben, bis ich auf einer freien Lichtung die Weggabelung Böser Hund erreichte. Bis hier hin hatte ich nun schon 6,5 Kilometer auf dem Tacho.
Ich bog nach rechts ab, um kurz danach nach wieder nach links an der einstigen innerdeutschen Grenze entlang bis zum Dreieckigen Pfahl und der nahen Schutzhütte zu laufen. Am Dreieckigen Pfahl, den man heute nicht mehr sieht, oder den ich zumindest nicht gesehen bzw. wahrgenommen habe, hat man bereits eine Höhe von 870 Höhenmetern erreicht.
Anschließend ging es nun bis zum ungefähr 500 Meter weiter gelegenen Bodesprung, der Quelle der Kleinen Bode.
Ab hier gewann der Weg deutlich an Höhe. Besonders anstrengend wurde dieser ab der Einmündung des Goethewegs am Eckersprung, etwa 9,6 Kilometer vom Startpunkt in Braunlage entfernt. Dieser rund 500 Meter lange und steilste Abschnitt der gesamten Laufroute führte über den Kolonnenweg am Hang des Königsberges hinauf bis zum Gleis der Brockenbahn. Hier hatte ich Glück und konnte die hinauffahrende Bahn in voller Aktion erleben.
Am „Bahnhof Goetheweg“, was eher ein Ausweichhalt der Brockenbahn ist, biegt man nun nach links auf den breit ausgebauten Goetheweg ab und folgt diesem, bis man die Brockenstraße, die von Schierke hochkommt, erreicht. Bis hier hin hat der touristische Charakter schon gut zugenommen, aber ab der Brockenstraße herrscht high live, da die Brockenstraße von Schierke aus den kürzesten Aufstieg darstellt.
Der Gipfel naht
Das Ziel ist nahe, aber dennoch außer Sichtweite. Etwa einen Kilometer steiler Anstieg auf betonierter Straße und gut einhundert Höhenmeter galt es nun noch zu bewältigen. Das heftigste Stück stellt dabei eine 90-Grad-Kurve dar, die nicht ohne Grund die Knochenbrecherkurve genannt wird. Nur durch weites Ausholen kann man einen halbwegs adäquaten Anstieg im Lauftempo realisieren. Was tun mir die Pferde leid, die hier die Planwagen hochziehen müssen. Definitiv haben die aber mehr auf den Beinen als ich.
Danach ging es stetig, aber laufbar, weiter bergan. Nach kurzer Zeit verlässt man die Baumregion und man sieht auf der linken Seite die Wetterstation auf dem Brocken. Davor steht ein Gedenkstein, der an den 3.12.1989 erinnert, den Tag, an dem sich die Tore des militärischen Sperrgebiets öffneten und die Menschen erstmals nach 28 Jahren wieder auf den Brocken gelangen konnten. Dann folgt der Bahnhof und ein Stückchen weiter das Brockenplateau mit Brockenstein, Restauration, Brockengarten und Museum.
Die Sonne scheint, der Wind weht und nach eineinhalb Stunden stehe ich am Brockenstein auf 1.142 Meter Höhe. Auf dem Gibpfel scheint die Sonne, über Torfhaus ging hingegen ein heftiges Gewitter runter. Wie schnell sich das Wetter auf dem Brocken ändert, konnten ich innerhalb von 10 Minuten miterleben.
Heftiger Sturm, runterbrechende Wolken, sintflutartiger Regen und ein massiver Abfall der Temperaturen sorgte für fluchtartiges Rennen in den „Touristensaal“ des Restaurants. Weitere 10 Minuten später war der Spuk vorbei und die Sonne kam wieder heraus. Der Brocken ist eben nicht zu unterschätzen.
Der Abstieg vom Berg
Nach einem isotonischen Kaltgetränk und einer Pause im Schatten der steinernen Mauer außerhalb des Restaurants, begann ich mit meinem Abstieg vom Brocken.
Dieser führte mich zuerst einmal die folgenden 4 Kilometer über den Götheweg hinab bis zum Eckersprung. Hier bog ich nach links in einen kleinen Waldweg ab, der mich über einen Bogen bis kurz vor den Dreieckigen Pfahl führte. Um nicht den gleichen Weg wieder zurücklaufen zu müssen, wählte ich hier den Kolonnenweg/Grenzweg, der nicht sonderlich leicht zu laufen war. Da die Betonplatten überall konstruktionsbedingt Löcher aufwiesen und nach mehr als 30 Jahren immer noch nicht alle zu geschwemmt waren, musste man gut aufpassen, wo man seine Füße hinsetzte.
Ziemlich genau auf Halbmarathonniveau, also nach 21,1 Kilometern Wegstrecke musste ich in einen kleinen Stichweg nach rechts abbiegen, um den Ulmer Weg zu erreichen. Hier machte ich auf einer Bank kurz Pause, trocknete meine Schuhe und Socken, aß etwas, um dann den Weg hinab nach Braunlage fortzusetzen.
Nach rund 22 Kilometern musste ich noch einmal abbiegen, um über den Sögdingsweg die Große Bodestraße zu erreichen. Hier kannte ich mich nun wieder aus und relativ schnell erreichte ich wieder die Sprungschanze und den Ort.
Ziemlich genau 27 Kilometer hatte ich nun gelaufen und war froh, die längste Tour bereits absolviert zu haben. Die Strecke ist aber durchaus laufbar, da es abwechselnd mal steil mal eher eben nach oben geht. Es gibt viel zu sehen und dies lenkt ein wenig von den Anstrengungen ab.
Am nächsten Tag folgte dann der Lauf von Schierke auf den Brocken. Deutlich kürzer, aber nicht weniger interessant. Meinen Laufbericht findet Ihr hier.
Allzeit gute Läufe!