Trailrun in Schottland – Am letzten Haus Schottlands – Von John o’ Groats nach Duncansby Head (7 km)

John o’ Groats liegt soweit im Nordosten Schottlands, weiter geht’s nicht mehr. Danach kommt nur noch Wasser und irgendwann die Orkney und Shetland Inseln. In Großbritannien hat vieles eine Steigerung. Hier gibt es das kleinste, schmalste, größte, weiteste und, und, und. So gibt es in John o’ Groats eben das erste und letzte Haus in Schottland. Gemeint ist sicher „Festland-Schottland“, denn die benannten Inselgruppen gehören ja auch zu Schottland. Nun gut, sei es drum.

John o’ Groats ist eben speziell und deshalb musste ich nach nunmehr zwanzig Jahren mal wieder hier vorbeischauen. Wenn sich so Manches geändert hat, die wilde und zugleich ruhige Landschaft gibt es immer noch. Und so hatte ich mir eine Route von John o’ Groats zum Leuchtturm Duncansby Head und zurück zurechtgelegt.

Ich startete im Morgengrauen auf unserem Campingplatz an der Sannick Bay. Leider war das Wetter nicht so schön, aber in Schottland gibt es eigentlich kein schlechtes Wetter, sondern nur nicht angepasste Kleidung. Auch Wolken verleihen der Landschaft eine wahnsinnig dramatische Szenerie.

Entlang der Abbruchkante zum Strand führte mich ein kleiner Pfad aus dem Ort hinaus. Zuerst ging es durch eine Gras- und Dünenlandschaft, dann führte der Weg auch mal durch Sandabbrüche. Das Meer nimmt halt keine Rücksicht auf Wege.

Weiter führte mich der Weg nach unten in die Bucht, die Robert’s Haven genannt wird. In der Bucht soll sich vor langer Zeit einmal eine Stelle befunden haben, an der die Fischer ihre Boote zu Wasser gelassen hatten. Die Überbleibsel sieht man heute noch. So liegen unten am Wasser noch die alte Windenanlage sowie Metallteile, die auf eine Nutzung als Hafenstelle hindeuten.

Strecke_John o' Groats_klein

Der Strand wechselte ab hier von Sand in Kies- bzw. Felsstrand. Ich querte einen kleinen Bachlauf, der dankenswerter Weise mit Trittsteinen ausgestattet war, bevor es wieder deutlich ansteigend nach oben ging. Hier erreichte ich nach einer Linkskurve eine Art Hochplateau, genannt Ness of Duncansby. Auch hier waren die Überreste vergangener Tage zu sehen. Heute jedoch nutzen die zahlreichen Schafe das satte Gras und genießen die Aussicht in den Pentland Firth, der Wasserstraße zwischen Orkney und dem Festland.

Nach der kurvenreichen Strecke bis hier hin ging es nun immer weiter geradeaus an der Abbruchkante zum Meer entlang. Der Weg verlief leicht ansteigend auf ein Felsplateau hinauf, auf dem der Leuchtturm thronte. Noch weit weg, aber zu sehen war er bereits.

Kurz vor Erreichen des Leuchtturms hatte das Meer über Millionen von Jahren zwei beachtliche Felseinschnitte vollzogen, in die das Wasser mit Wucht hineingedrückt wurde. Die senkrechten Felswände bieten heute den zahlreichen Seevögeln, wie Möwen und Papageientauchen, ideale Brutmöglichkeiten. Glücklicherweise waren die Abbruchkanten gesichert, so dass man als gedankenversunkener Läufer um diese Minifjorde drum herumgeführt wurde.

Am Ende des ersten Felseinschnitts wurde es allerdings ein wenig matschig, da der Weg hier in einer Senke lag. Mein Ziel, mit halbwegs trockenen Füßen wieder zurückzulaufen, löste sich schnell in Wohlgefallen auf. Wie in einem Computerspiel animiert, suchte ich mir nun die noch nicht heruntergetretenen Grasbüschel und hüpfte von einem zum anderen, um halbwegs trocken durch diese Senke durchzukommen.

Dies gelang, wenn nicht vollständig, dann wenigstens einigermaßen. Den letzten Bogen zurück zum Meer lief ich nicht mehr, sondern steuerte direkt, quer über die Wiesenfläche, auf den Leuchtturm zu. Duncansby Head war erreicht.

Wir wären nicht in Großbritannien, hätte nicht auch dieser Standort etwas Besonderes zu bieten. Hier befand ich mich nun am nordöstlichsten Punkt Großbritanniens. Yeah – wieder was auf der Bucket List abgearbeitet.

Vom Leuchtturm aus, der durch die Leuchtturmbauerfamilie Stevenson errichtet wurde, ging es nun wieder zurück nach John o’ Groats. Hierzu wählte ich allerdings den vorhandenen Wirtschaftsweg, der noch mit einigen kurzen, aber knackigen Auf- und Abstiegen aufwarten sollte. Nach rund 45 Minuten Laufzeit insgesamt erreichte ich dann wieder unseren Campingplatz an der Sannick Bay in John o’ Groats.

Auch diese Runde, mit Kartenmaterial und GPS-Daten, findet Ihr auf der Website von walkhighlands.co.uk.

Mein nächster Lauf führt uns zum Dornoch Point, einer Landzunge, die vor allem für Strandläufer äußerst interessant ist.

 

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Isa sagt:

    Sehr schöne Bilder! Von der Landschaft her würde mich Schottland auch interessieren, leider war ich noch nie dort. Um so eine Strecke zu bewältigen, müsste ich mir aber ersteinmal Trailschuhe kaufen 😀

    Viele Grüße!

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    1. Danke Isa, alles was Du schreibst, ist doch machbar ;-). Kauf Dir ein paar Schuhe und los geht’s. Man kann auch herrlich wild campen.

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